KV-Verhandlungen

Metaller-Lohnrunde heuer unter "sehr schwierigen Vorzeichen"

APA/ROBERT JAEGER
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Arbeitgeberverhandler Christian Knill fordert angesichts der Krisen und Unsicherheiten einen "nationalen Schulterschluss". Die Inflation etwa würden alle gemeinsam schultern müssen, meint er.

Die Metaller-KV-Verhandlungen stehen heuer unter besonders schwierigen Vorzeichen vieler Krisen und Unsicherheiten. Themen sind die extrem hohe Inflation, immens gestiegene Energiekosten, ruckelnde Lieferketten und anhaltende geopolitische Unwägbarkeiten. Startschuss für die Gespräche ist am 19. September. Es gebe "sehr schwierige Vorzeichen" und man werde die Auswirkungen der vielen Krisen als Unternehmen nicht alleine abfedern können, hieß es nun von der Arbeitgeberseite.

"Die Inflation werden alle gemeinsam schultern müssen", sagte der Obmann der Metalltechnischen Industrie in der Wirtschaftskammer (WKÖ), Christian Knill, am Dienstag vor Journalistinnen und Journalisten in Wien. Es brauche eine Art nationalen "Schulterschluss" bei dieser "gesamtgesellschaftlichen Aufgabe" - zwischen Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Staat - um die Krisen möglichst abzufedern. Die Teuerung sei zum Großteil importiert.

"Die Industrie erwartet bereits eine Rezession in den nächsten Monaten", sagte Knill. "Das Eis ist also sehr, sehr dünn." Zwar seien 2021 ein Aufholjahr für das von Corona-Einbrüchen geprägte 2020 gewesen und auch 2022 sei bis Mai noch gut gelaufen. Seither leerten sich aber etwa die Auftragseingangsbücher zunehmend. Die Kostensteigerungen seien nicht nur bei der Energie, sondern auch bei Rohstoffen extrem.

Traditionell wird die Jahresinflation der vorangegangenen zwölf Monate als Teuerungsbasis herangezogen. Mit 6,3 Prozent rechnet hier der ÖGB. Dazu fordert die Gewerkschaft - deren Verhandler sind PRO-GE und GPA - einen Reallohnzuwachs, also einen Abschluss über dieser Marke. Knill sprach zwar von 6,2 Prozent Jahresinflation, meinte aber, am Inflationswert würden die Verhandlungen nicht scheitern: "Bei der Ausgangsbasis werden wir uns einig werden." Jedenfalls sei die Teuerung "so hoch, dass einen Teil der Staat übernehmen muss".

Knill: Müssen uns auf Wohlstandsverlust einstellen

Aber: In Deutschland werde von der Politik im Gegensatz zu Österreich gesagt, dass ein Wohlstandsverlust drohe, so Knill. "Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir auch einen Wohlstandsverlust haben werden." "Es muss Berücksichtigung finden, was der Staat für niedrige Einkommen bereits getan hat", sagte der Arbeitgeber-Verhandler. "Auch wir wollen natürlich unseren Teil beitragen." In die Verhandlungen eingebracht würden seitens der Arbeitgeber Hilfen wie Klimabonus, Energiehilfen, das Aus der Kalten Progression und ähnliches aber schon.

Auf Nachfragen, ob die Ausführungen nun bedeuteten, dass die Arbeitgeber einen Lohn- und Gehaltsabschluss unter der Jahresinflation anstreben, ging Knill nicht konkret ein. "Wir müssen in den Verhandlungen schauen, dass wir einen Abschluss finden, der für beide Seiten verträglich ist. Es geht darum, dass wir schauen müssen, dass wir wettbewerbsfähig bleiben." Und mit Zahlen untermauert sagte der Arbeitgebervertreter auch, dass die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie seit der Finanzkrise 2008/09 "schleichend gesunken" sei - aufgrund im internationalen Vergleich höherer Lohn- und Gehaltsabschlüsse. Seit 20 Jahren seien auch die Lohn-Stückkosten in Österreich überdurchschnittlich gestiegen.

„Nachhaltige Abschlüsse“ statt Einmalzahlung

Knill betonte, es brauche rasch weitere Hilfen für Unternehmen vor allem für die exorbitanten Energiepreise - das könnte auch bei den Verhandlungen helfen, hieß es sinngemäß beim Pressegespräch. Die Arbeitgeber freuen sich jedenfalls, dass es die Möglichkeit von steuerfreien Einmalzahlungen bis 3000 Euro gibt. Die Gewerkschaft will nicht Einmalzahlungen, sondern "nachhaltige Abschlüsse" in Form von realen Lohn- und Gehaltssteigerungen. Doch die Unternehmensvertreter verwiesen am Dienstag auf viele wirtschaftliche Gewitterwolken. Der wirtschaftliche Ausblick sei nicht gut, dazu gebe es große und wohl andauernde Unsicherheiten aufgrund der geopolitischen Lage.

Die Metalltechnische Industrie ist laut Knill in sich sehr fragmentiert. Besser gehe es derzeit Metallfirmen, die der Energiebranche zuliefern, wie Knills Unternehmen selbst. Riesiges Thema seien aber auch dort Preise und Verfügbarkeit von Materialien. Etwas besser laufe es auch im Maschinenbau und bei Betrieben mit Nähe zum Bau, etwa wenn sie Gebäude technisch ausrüsten. Schlechter gehe es in der Metallwarenindustrie mit ihren längerfristigen Aufträgen.

Der jährliche Personalaufwand in der Metalltechnischen Industrie liegt bei rund neun Milliarden Euro. Ein Prozent Lohn- und Gehaltserhöhung entsprechen somit rund 90 Millionen Euro. Knill betonte wie alle Jahre auch, dass in der Branche sehr gut bezahlt werde - 28 Prozent über den KV-Basislöhnen und zwölf Prozent über den KV-Basisgehältern. Durchschnittlich habe es zuletzt brutto 4704 Euro Lohn und brutto 3353 Euro Gehalt gegeben.

Insgesamt werden jedes Jahr mehr als 450 Kollektivverträge abgeschlossen. Neben Spielregeln fürs Arbeitsleben werden vor allem Regelungen für das Einkommen und für die Arbeitszeit getroffen. Die Metaller-KV-Verhandlungen, mit denen der Startschuss erfolgt, gelten dabei insgesamt und traditionell als richtungsweisend. Konkret geht es bei den Metallern los mit der Metalltechnischen Industrie, deren Obmann Knill ist. Dort arbeiten rund 134.000 Menschen für etwa 1200 meist mittelständische Unternehmen (nur 1,5 Prozent sind große börsennotierte Firmen). Weitere Metaller-Sparten - zuletzt gab es in weiterer Folge immer gleiche Abschlüsse wie in der Metalltechnischen Industrie, wenn auch eigene - sind Bergbau-Stahl, Fahrzeugindustrie, Gießereiindustrie, Nichteisen-Metallindustrie sowie Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen.

(APA)

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