Manöver

Putins schweigsame Begegnung mit seinem Generalstabschef

Schoigu, Putin und Gerassimov besuchten die Militärübungen in Wostok.
Schoigu, Putin und Gerassimov besuchten die Militärübungen in Wostok.via REUTERS
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Wladimir Putin besuchte die traditionellen Wostok-Militärübungen. Das russische Militär will damit zeigen, dass es noch genug Kapazitäten trotz Krieg hat. Auf einem Video zu sehen, ein seltener Auftritt des Generalstabschefs Gerassimow.

Der russische Präsident Wladimir Putin wurde am Dienstag in einer unangenehmen Begegnung mit seinem militärischen Stabschef gezeigt, als er Militärübungen im Fernen Osten Russlands inspizierte, Tausende von Meilen vom Krieg in der Ukraine entfernt.

Der militärische Nachrichtendienst Swesda veröffentlichte ein Video, das zeigt, wie Putin und Generalstabschef General Waleri Gerassimow eine Beobachtungskabine betreten, sich mit größerem Abstand als notwendig zueinander hinsetzen - begleitet von Schweigen, während sie auf die Ankunft von Verteidigungsminister Sergej Schoigu warten.

Gerassimow strich sich durch die Haare und mischte Papiere, während Putin ein Fernglas in die Hand nahm und hindurchschaute. Einmal quittierte er einen Kommentar des Generals mit einem knappen Nicken.

Die unbeholfene Körpersprache wurde von politischen und militärischen Analysten in den sozialen Medien kritisch beäugt. "Putin will offensichtlich nicht einmal mit dem Kommandeur der russischen Streitkräfte sprechen", schrieb der ehemalige schwedische Premierminister Carl Bildt auf Twitter.

Spekulationen über Gerassimow

In einem anderen Clip schien sich die Stimmung aufzuhellen, als Putin und Schoigu einen Scherz austauschten, während Gerassimow am Telefon war. Gerassimow war während der 195 Tage des russischen Krieges in der Ukraine fast nicht in der Öffentlichkeit zu sehen, was zu Spekulationen über sein Verhältnis zu Putin und zeitweise sogar über seinen Gesundheitszustand führte.

Nach der Eroberung von etwa einem Fünftel des Landes ist der russische Vormarsch praktisch zum Stillstand gekommen. Das Heer hat schwere Verluste an Truppen und Ausrüstung erlitten.

Mit der Fortsetzung der alle vier Jahre stattfindenden "Wostok"-Übung scheint Putin signalisieren zu wollen, dass das russische Militär trotz des Krieges in der Lage ist, „business as usual“ beizubehalten

Laut Verteidigungsministerium sind an den Übungen, die am 1. September begannen, jedoch nur 50.000 Soldaten beteiligt, ein Bruchteil der 300.000, die 2018 teilgenommen haben sollen. Westliche Militäranalysten halten allerdings beide Zahlen für übertrieben. An den Manövern haben auch Streitkräfte aus Indien und China teilgenommen.

Kalibr-Marschflugkörper im Einsatz

Am Dienstag veröffentlichte das Verteidigungsministerium ein Video des maritimen Teils der Übung, auf dem zu sehen ist, wie die russische Pazifikflotte den Abschuss von Kalibr-Marschflugkörpern übt, die nach eigenen Angaben ein mehr als 300 km entferntes Ziel erfolgreich getroffen haben.

Am Montag übten russische und chinesische Kriegsschiffe die Abwehr eines feindlichen Luftangriffs mit Hilfe von Luftabwehrartilleriesystemen. In der vergangenen Woche hätten Kriegsschiffe beider Länder im Japanischen Meer Aufgaben zur Schiffsabwehr, Luftabwehr und U-Boot-Abwehr trainiert, teilte das Ministerium mit.

Putin und der chinesische Staatschef Xi Jinping erklärten im Februar eine "grenzenlose" Partnerschaft und versprachen, enger gegen den Westen zusammenzuarbeiten.

Russland ist außerdem der größte Lieferant von Militärgütern für Indien, das an der Übung teilnahm, obwohl die USA vor wenigen Tagen öffentlich Bedenken geäußert hatten über Länder, die mit Russland gemeinsam Militärübungen abhielten.

Laut Moskau nehmen an den Übungen auch Militärkontingente und Beobachter aus Algerien, Laos, der Mongolei, Nicaragua, Syrien und sechs ehemaligen Sowjetrepubliken teil.

(Reuters)

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