Europa wird bedeutungslos, wenn es so weitermacht und von emotionalen, fremdgesteuerten Politikerinnen und Politikern geführt wird. Rückblick und Ausblick auf die europäische Tragödie.
DER AUTOR
Franz Barachini
(* 1956) ist habilitierter Informatiker der TU Wien und Sachbuchautor. Sein neuestes Buch zeigt unter Anwendung der Spieltheorie, wie Emotionen in künstlichen Agenten simuliert werden können. (Springer Verlag, 2022 : „From Digital Twins To Digital Selves and Beyond“).
Ich bin ein Kind des Kalten Krieges. Während meiner Ferialarbeit als Holzfäller in der Lüneburger Heide brausten täglich Phantom-Jagdflugzeuge über meinen Kopf hinweg, im Osten sah ich MiG-Kampfflugzeuge hochsteigen, um im letzten Moment knapp vor dem Eisernen Vorhang abzudrehen. Dieses Szenario wiederholte sich regelmäßig, und ich gewöhnte mich schnell daran. Es vermittelte mir ein Gefühl der Sicherheit, denn das Gleichgewicht des Schreckens manifestierte eine Pattsituation, die uns alle ruhig schlafen ließ.
Viele Jahre später, im Jahr 1989, habe ich ungläubig den Fall des Eisernen Vorhangs erlebt. Eine echte Zeitenwende, denn es war der Sieg des Westens über den Osten, ein vermeintlicher Sieg der Demokratien über Diktaturen. Anstatt Boris Jelzin zu unterstützen, in Russland eine Demokratie aufzubauen, demütigte Bill Clinton den Russen, indem er ihn als Trunkenbold ins Licht der Kameras zerrte. Eine winzige Chance, auch die zerfallende Sowjetunion ins demokratische europäische Boot zu holen, war dahin.