Kunst

„Parallel“: Eine Kunstmesse? Ein riesiges Festival!

Ronald Kodritschs doppelt geknoteter Knollenblätterpilz vor der Semmelweisklinik.
Ronald Kodritschs doppelt geknoteter Knollenblätterpilz vor der Semmelweisklinik.(c) Spiegler
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Bei der zehnten „Parallel Vienna“ feiert sich die junge Wiener Kunstszene. Einmal noch in der alten Semmelweisklinik.

Der Ort ist dermaßen genial, die Kunst hat sich hier in ihrem zweiten Jahr dermaßen eingeschrieben, dass man Organisator Stefan Bidner fast bange schon fragt: Und nächstes Jahr? Wieder Semmelweisklinik? Er zuckt nur die Schultern. Aber es wäre eher ungewöhnlich. Gehört doch zum Konzept der „Parallel Vienna“, dass sie durch Wiens brachliegende Pracht-Immobilien vaziert. Was sie seit zehn Jahren tut.

Erst eine räudige, nie ganz kleine Satelliten-Messe der damals noch „Viennafair“ (heute „Viennacontemporary“) genannten klassischen Wiener Kunstmesse, ist die „Parallel“ mittlerweile eine Klasse für sich. Keine reine Kunstmesse – wenn, dann wäre sie mit 15.000 Besuchern und 600 Künstlerinnen und Künstlern bei Weitem die größte –, sondern ein Festival der jungen Wiener Kunstszene. Nicht der Verkauf steht im Vordergrund, sondern die Vielfalt, das Sich-Zeigen-Wollen. Die Galerien spielen dabei fast eine Nebenrolle, es dominieren Präsentationen der unendlich vielen Wiener Off-Spaces, der Kunstuni-Klassen von Daniel Richter und Co. oder der Kunst-Programme von Bundesländern wie Steiermark, Salzburg, Oberösterreich.

Zwischen den zwei bespielten Jugendstil-Bauten der ehemaligen Geburtenklinik stehen ein paar knallige Skulpturen und ein paar Imbiss-Wägen. In den Häusern dann die klaustrophobische Flucht von 170 Räumen voll Malerei, Skulptur, Video, Foto, Performance, Grafik, eine Abfolge von Einzel-„Statements“ (erster Platz einer Jury ging an Sami Sagasaki, zweiter an Philipp Mürling) und Gruppenausstellungen. Eine Hommage an die verstorbene Brigitte Kowanz schlägt im Herz all dessen, war sie doch auch als Professorin prägend für viele, die hier ausstellen (kuratiert von ihrem Sohn Adrian gemeinsam mit Bidner).

Natürlich, es gibt viel Trash hier. Viel noch zu Erprobendes. Aber auch vieles zu entdecken. In den Stiegenhäusern, in den Duschtassen ehemaliger Badezimmer, im abgetrennten Raum unter der Decke des ehemaligen Speisesaals. Man muss sich nur gehen lassen.

„Parallel“, 7.–9. 9., 13 bis 20 Uhr, 10. bis 11. 9., 12 bis 19 Uhr, Hockegasse 37, Wien 18

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