Filmfest Venedig

In diesem Western knallt Christoph Waltz alle ab

Warren Burke, Rachel Brosnahan und Cristoph Waltz in "Dead for a Dollar".
Warren Burke, Rachel Brosnahan und Cristoph Waltz in "Dead for a Dollar".(c) Biennale Cinema / Universal
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In Walter Hills starkem Spätwerk „Dead for a Dollar“ spielt der Österreicher wieder einen Kopfgeldjäger – noch besser als bei Tarantino. Im Wettbewerb von Venedig hat der Film trotzdem keinen Platz.

Wer viel Zeit auf Filmfestivals verbringt, merkt irgendwann, dass es gewisse physiognomische Merkmale gibt, die bestimmten Filmbeiträgen fast automatisch unterschiedliche Wertigkeiten verleihen. So gibt es Filme, deren Ästhetik sie von vornherein von einer Teilnahme am Wettbewerb auszuschließen scheint, so gut sie auch sein mögen: Wenn die Bilder nicht den technischen Standards dessen entsprechen, was derzeit als „großes Kino“ durchgeht, müssen sie draußen bleiben – also außer Konkurrenz.

Ein Musterbeispiel für diese stille Segregation feierte am Dienstag in Venedig ebendort Premiere: Der Western „Dead for a Dollar“, mit niemand geringerem als Christoph Waltz in der Hauptrolle. Wie schon in Quentin Tarantinos Rachereißer „Django Unchained“ spielt Waltz darin einen Kopfgeldjäger in den Vereinigten Staaten des späteren 19. Jahrhunderts. Doch wo seine Figur dort von Anfang als eine Art Revolversamariter angelegt ist, zweifelt man hier zu Beginn noch an der Redlichkeit des Profikillers Max, als er in Albuquerque einen Mann niederknallt. Ein Outlaw, den Max einst hinter Gitter brachte (Willem Dafoe), rät ihm kurz vor seiner Entlassung, auf Abstand zu bleiben. Naturgemäß verschlägt der Zufall sie zeitgleich nach Mexico, wo eine entführte Frau (Rachel Brosnahan, bekannt aus „The Marvelous Ms. Maisel“) ihrer Rettung harrt. Oder doch nicht? Der Plot schlägt Haken, das Ensemble wächst und wächst – aber der Regisseur Walter Hill verliert nie den Überblick.

Hill, dessen Karriere vor 50 Jahren nach seinem Drehbuch für Sam Peckinpahs „The Getaway“ in die Gänge kam, widmet sein famoses Spätwerk dem B-Western-Minimalisten Budd Boetticher. „Dead for a Dollar“ ist zwar leichtblütiger als Boettchers schnörkellose Spannungsstücke, aber ebenso straff inszeniert. Und voller lakonischem Witz, nicht zuletzt im Skript von Hill und Matt Harris: „Keine Angst, alles wird gut: Wenn er dich umbringt, bring' ich ihn um!“ Es gibt hier einige starke Szenen, darunter ein Peitschenduell zwischen einem schwarzen Cowboy und einem Rassisten. Waltz war schon lang nicht mehr so gut wie hier; nur der Optik des Films sieht man an, dass das Budget begrenzt war – ein Tabu im Wettbewerb. Also „Fuori concorso“: Im Grunde eh ein Ritterschlag für einen Outlaw wie Hill.

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