Strompreisdeckel

Wifo-Chef zu Strompreisbremse: "Kardinalfehler", dass Haushaltsgröße nicht bedacht wird

Wifo-Chef Gabriel Felbermayr
Wifo-Chef Gabriel FelbermayrAPA/HANS PUNZ
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Mit der Strompreisbremse werde bei rund der Hälfte der Kunden der gesamte Stromverbrauch subventioniert, wodurch ein Sparanreiz wegfalle, so die Kritik.

Die Regierung beschließt heute im Ministerrat den Strompreisdeckel, der zumindest für einen Teil der Rechnung einen niedrigeren Tarif garantiert. Konkret zahlt man bis zu 2900 Kilowattstunden nur zehn Cent pro kWh, erst darüber den Marktpreis. Hier setzte am Vormittag Kritik von Wifo-Chef Gabriel Felbermayr, geäußert im Ö1-"Morgenjournal", an. Da so bei rund der Hälfte der Kunden der gesamte Stromverbrauch subventioniert werde, falle der Sparanreiz weg.

Felbermayr, auf dessen Initiative an einem Deckel-Modell gearbeitet wurde, sieht am gewählten Modell als "Kardinalfehler", dass die Haushaltsgröße nicht automatisch berücksichtigt wurde. Dies bevorzugt kleinere Haushalte. Aber man habe eben eine unbürokratische Lösung gesucht, bei der kein Antrag gestellt werden müsse.

Agenda Austria übt harsche Kritik

Viel harscher fällt die Kritik des wirtschaftsliberalen Thinktanks Agenda Austria aus. 90 Prozent der Haushalte bekämen heuer knapp 1000 Euro vom Staat zugeschossen, um die Teuerung abzufedern. Die Gelder seien noch gar nicht zur Gänze geflossen, aber schon jetzt werde die nächste Maßnahme beschlossen. Hinzu kämen Doppel- und Mehrfachförderungen zwischen Bund und Ländern. Während noch die Überförderung während der Corona-Pandemie kritisiert werde, mache die Regierung denselben Fehler wieder.

In den Details fällt die Kritik ähnlich aus wie die Felbermayrs. Einerseits verweist Agenda Austria auf den fehlenden Sparanreiz, andererseits darauf, dass gerade größere Haushalte häufiger finanzielle Schwierigkeiten aufwiesen und nun verhältnismäßig geringer entlastet würden.

(APA)

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