Konjunktur

Ifo-Chef Fuest: Bei russischem Gasstopp droht Anfang 2023 Rezession

(c) IMAGO/Sven Simon (IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON)
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Eine Phase stagnierender oder sogar schrumpfender Wirtschaftsleistung bei gleichzeitig hoher Inflation sei "eine sehr schlechte Nachricht", warnte er am Mittwoch beim Verein der Ausländischen Presse in Deutschland. Im Herbst seien Deutschland zweistellige Inflationsraten zu befürchten.

Ifo-Chef Clemens Fuest sieht die deutsche Wirtschaft auf eine Stagflation und im schlimmsten Fall eine Rezession zusteuern. Eine Phase stagnierender oder sogar schrumpfender Wirtschaftsleistung bei gleichzeitig hoher Inflation sei "eine sehr schlechte Nachricht", warnte er am Mittwoch beim Verein der Ausländischen Presse in Deutschland (VAP) in Berlin. Es sei eine Krise des mangelnden Güterangebots, was sich besonders drastisch bei der Energie zeige.

Doch es betreffe auch die Wertschöpfungsketten. Die Politik könne in dieser Lage viel weniger machen als bei einer Nachfrageschwäche. Sie solle in dieser Lage nicht mehr Geld ausgeben, denn steigende Staatsausgaben würden das Problem verschärfen. Gleichzeitig sollte sich die Europäische Zentralbank (EZB) bei den Zinsen nicht zurückhalten. Ein starker Zinsschritt am Donnerstag wäre aus seiner Sicht angebracht.

Zweistellige Inflation möglich

Fuest verwies auf Prognosen, wonach Deutschland Anfang nächsten Jahres bei einem vollständigen russischen Gasstopp in die Rezession rutschen könnte: "Das halte ich für realistisch." Mit Blick auf den Preisauftrieb sei zu befürchten, dass es im Herbst im Euroraum und in Deutschland in "Richtung zweistelliger Inflationsraten" gehen werde.

Die Inflation war im August im Euroraum auf die Rekordmarke von 9,1 Prozent geklettert. Laut Bundesbank-Chef Joachim Nagel besteht das Risiko, dass die Phase hoher Inflation noch länger anhält. Er sieht daher Bedarf für einen starken Zinsschritt des EZB-Rats, der am Donnerstag über den Leitzins entscheidet. Mehrere Notenbankchefs der Euroländer hatten sich sogar dafür starkgemacht, auch über einen ungewöhnlich großen Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten zu diskutieren. Seit der Zinswende vom Juli liegt der Leitzins im Euroraum bei 0,50 Prozent.

(APA)

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