Morgenglosse

Die groteske Schulstunde mit Wladimir Putin

Wladimir Putin
Wladimir PutinIMAGO/ITAR-TASS
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Ausgerechnet Kremlchef Wladimir Putin ermahnt den Westen, die Souveränität anderer Staaten zu achten. Man fragt sich, was der Mann als Nächstes plant: Einen Einführungsvortrag zum humanitären Völkerrecht? Ein Seminar über Gewaltfreiheit?

Wladimir Putin sorgt sich öffentlich um den Zustand der Demokratie - also in anderen Ländern. Was wie eine groteske Satire klingt, hat sich wirklich so zugetragen. Auf einem Wirtschaftsforum im fernen Wladiwostok tadelte der „lupenreine Demokrat“ unter anderem die Briten. Die Kür der neuen Premierministerin Liz Truss sei „weit entfernt von Demokratie“, beklagte der Präsident eines Landes, in dem die Galionsfigur der Opposition nach überstandener Vergiftung im Straflager sitzt, Kriegsgegner reihenweise ins Gefängnis geworfen und prämierte  Zeitungen und NGOs eingestampft werden.

Aber es wird noch bizarrer. Putin beklagte auch das „Sanktionsfieber des Westens“ und dessen „aggressiven Versuche“, anderen Ländern ein Verhaltensmodell aufzuzwingen und sie ihrer „Souveränität“ zu berauben. 

Man kann das nicht erfinden. Der Mann, der den größten Angriffskrieg in Europa seit 1945 entfesselt hat, der einen monströsen Eroberungsfeldzug führt, beklagt eine Attacke auf die „Souveränität“ von Nationalstaaten und führt als Beispiel die Strafmaßnahmen gegen Russland an. So schamlos wurden selten Ursache und Wirkung verdreht.

Man fragt sich, was der Kremlchef als nächstes plant: Einen Vortrag über humanitäres Völkerrecht? Ein Seminar über Gewaltfreiheit?

Putin ist der Realität entrückt. Er lebt in seiner eigenen Welt. Die Tragödie ist, dass er dort nicht alleine ist, sondern mit Millionen Gleichgesinnter. Auf dem Forum in Wladiwostok war übrigens auch Karin Kneissl zu Gast.

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