Volksanwaltschaft

Wundgelegene und unterernährte Bewohner: Schwere Missstände in Salzburger Pflegeheim

Die Volksanwaltschaft kritisiert, dass die Landesaufsicht trotz Kontrolle nicht eingeschritten ist. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Soziallandesrat Schellhorn verteidigt das Vorgehen des Landes.

Die Volksanwaltschaft stellte bei einer unangekündigten Kontrolle Ende April eines Pflegeheims im Salzburger Stadtteil Lehen schwere Missstände fest: „Es waren Bewohnerinnen unterernährt, es waren Bewohnerinnen dehydriert, und die Wundversorgung war so mangelhaft, dass man es schon gerochen hat“, sagte Volksanwalt Bernhard Achitz im „Ö1-Morgenjournal“.

Besonders schlimm war der Zustand einer Bewohnerin. Sie wog nur mehr 42,5 Kilo und war bereits so wundgelegen, dass durch die offene Wunde der Steißknochen frei zu sehen war und sich Fäulnisgeruch verbreitete. Die Kommission sah darin bereits „gefährliche Pflege“, heißt es in dem Bericht der Volksanwaltschaft.

Landesaufsicht sah keinen Grund für Einschreiten

Wenige Wochen zuvor hatte die Landesaufsicht eine Überprüfung des Heimes eines privaten Trägers durchgeführt. Sie habe aber keinen Grund für ein Einschreiten gesehen, kritisierte Achitz. Denn es wurde keine Qualitätskontrolle durchgeführt, sondern lediglich die Dokumentation überprüft. „Sie haben nicht die Schlüsse daraus gezogen, dass keine Schmerzbehandlung bei der Wundbehandlung drinnen steht“, berichtet der Volksanwalt. Oder sie hätten geschaut, ob das Bad sauber ist, aber nicht darauf, dass eine Wundmanagerin regelmäßig darum kümmert, dass die Leute ordentlich verbunden werden.

Der Hauptgrund für die Missstände in dem Heim sei der Personalmangel, vor allem bei qualifizierten Kräften. Eine Wundmanagerin gab es zwar, sie ist allerdings bereits seit einem halben Jahr wegen eines Burnouts im Krankenstand. „Das ist eine Vorgangsweise, die wir nicht tolerieren könne“, meinte Achitz. Den Personalmangel habe auch die Landesaufsicht festgestellt, aber die Verantwortung dafür dem Betreiber zugeschoben. Es sei aber nicht genug Druck gemacht worden, um die Situation zu ändern, berichtete Achitz.

Im Juni 2023 erreichte die Volksanwaltschaft ein anonymes Schreiben, „das offensichtlich von einem Teil des Heimpersonals stammte“, heißt es in dem Bericht. Darin wurde geschildert, dass man keine Möglichkeit mehr sehe, die Bewohnerinnen und Bewohner adäquat zu versorgen und eindringlich um Unterstützen gebeten.

Landesrat Schnellhorn verteidigt Vorgehen des Landes

Der Salzburger Soziallandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne) sagte zu den Missständen gegenüber „Ö1": „Gleich nach dem Besuch der Volksanwaltschaft haben wir einen umfassenden Kontrollbesuch gemacht“. Man habe dann eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft geschickt, da der Zustand der wundgelegenen Stelle „wirklich schockierend“ gewesen sei. Diese ermittelt nun wegen des Verdachts auf Quälen und Vernachlässigung unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen" und wegen schwerer Körperverletzung.

Er verteidigte auch das Vorgehen des Landes und bestätigte den Kontrollbesuch der Landesaufsicht wenige Wochen vor der Volksanwaltschaft. „Die Heimaufsicht war ganz nah dran, weil es in diesem Heim Beschwerden gegeben hat, und sie war öfter auch dort“, erklärte Schellhorn. Zudem habe es einen Aufnahmestopp gegeben und Zahl der Heimbewohnerinnen und Heimbewohner wurde von 90 auf 60 reduziert.

„Wir haben auch im Haus eine neue Leitung installiert“, sagte Schellhorn. Bei einem unangekündigten Besuch der Heimaufsicht in der vergangenen Woche wurde diese neue Leitung von den Bewohnerinnen und Bewohnern gelobt.

Volksanwaltschaft fordert bundesweit einheitliche Pflegestandards

Die Volksanwaltschaft sieht nun Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) gefordert: „Um hochwertige Pflege sicherzustellen, braucht es bundeseinheitliche Regelungen für qualitative Mindeststandards sowie bundeseinheitliche Maßstäbe für die Aufsichts- und Kontrolltätigkeit der Länder“.

Dort verweist man gegenüber „Ö1" auf die Pflegereform. Da seien zuletzt „Schritte gesetzt“ worden, um dem Personalmangel entgegenzuwirken und die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte zu verbessern.

>>> Bericht im „Ö1-Morgenjournal"

>>> Bericht der Volksanwaltschaft

(schev)

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