Am Donnerstag erhöhte die Europäische Zentralbank den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte. Dies ist die höchste Steigerung seit Einführung des Euro. Damit soll die aus dem Ruder laufende Inflation eingedämmt werden. Im Herbst dürften weitere Steigerungen folgen.
Wien. „Energie ist zwar der Haupttreiber der Inflation. Inzwischen breitet sie sich aber auch in anderen Bereichen – etwa Dienstleistungen – aus.“ Mit diesen Worten begründet EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag die historische Anhebung der Leitzinsen um 0,75 Prozentpunkte. Die Inflation von zuletzt 9,1 Prozent in der Eurozone sei „viel zu hoch“. „Unsere Mission ist, die Preisstabilität wiederherzustellen. Und das werden wir auch machen“, versucht die Französin die Bedenken gegen die Entschlossenheit der Zentralbank zu zerstreuen.
Die Zinsen
Monatelang haben Lagarde und die EZB der stetig steigenden Inflation zugesehen. Anfangs noch mit der irrigen Meinung, es handle sich nur um ein „temporäres“ Phänomen. Später dann mit dem Wissen, dass bei der Geldpolitik etwas getan werden muss, aber noch mit angezogener Handbremse. Seit dem Sommer ist diese Phase vorbei. Im Juli gab es die erste Zinserhöhung seit 2011. Und anders als damals erwartet, begnügte sich die EZB nicht mit einer üblichen Erhöhung um einen Viertelprozentpunkt, sondern erhöhte den Leitzins gleich auf 0,5 Prozent. Am Donnerstag wurde der zweite Zinsschritt – wie auf den Finanzmärkten erwartet – neuerlich auf einen Dreiviertelprozentpunkt erhöht, sodass der Leitzins nun bei 1,25 Prozent liegt.