Pizzicato

Die England-Oma ist nicht mehr

Greber
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Elizabeth II. war und ist sogar in unsrer Wohnung, als Tasse, Teedose, Postkarte und so. Und irgendwie in unseren Herzen. Weil sie war einfach da und nett und England, die Queen und so eine Oma eben.

Da ist diese Teetasse, die ich einst im Städtchen Seaford (East Sussex) in einem Antiquitätenladen gekauft hab. Sie war zum 25. Thronjubiläum der Queen gemacht worden, 1977. Ich benützte sie fast nie. In den nächsten Tagen sicher doch.

Da ist die rote Teedose vom Diamond Jubilee 2012, mit einer Abbildung der schönen Monarchin aus dem Krönungsjahr 1953, sie steht auf dem Wohnzimmerschrank. Darunter hängt die Postkarte, die ein Gesicht der Queen darstellt, im Oma-Alter, mit silberner Krone, Perlen an den Ohren. Ich schrieb sie 2013 an meine Frau und mein Bübchen, da war er zwei. Seither war er mehrfach in England und Wales, und diese Oma war auch dort, der gehört dort ja alles, wir nannten sie „England-Oma" und haben sogar eine Christbaumkugel mit ihrem Antlitz aus dem kitschigen Londoner „Liberty"-Kaufhaus.

England-Oma war immer da und schaute nett, hatte schöne Sachen und Autos und Pferde und Schlösser und man sah sie im Fernsehen. Sie sprach so schönes Englisch!

Kurz nach 19.30 schauten wir BBC. Der seriöse ältere Moderator im dunklen Anzug betonte die Worte „This is BBC News from London" und sagte, dass Queen Elizabeth II. gestorben sei. Dann die royale Standarte, ein prächtiges Bild der Queen, die Hymne. God save und so. Echt, die können das. Man merkt den gepflegten imperialen Nachhall. Tut gut.

„Es fühlt sich an, als ob jemand aus der Familie tot sei", sagte der Bub, mittlerweile elf, plötzlich. Well, er weiß auch schon, wie das ist. (wg)

Reaktionen an: wolfgang.greber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2022)

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