Politisches Wirken

Queen Elizabeth II, Repräsentantin eines Britanniens, dem das "Groß-" verloren ging

Queen Elizabeth war nicht nur die Verkörperung einer alten Institution, sondern zugleich ein politischer Akteur, auch wenn sie in der parlamentarischen Monarchie keine Macht besaß. Sie half den Briten mit ihrer stillen Grazie über den Bedeutungsverlust der vergangenen Jahrzehnte hinwegzukommen.

Die Briten, so der Historiker Paul Johnson, besitzen einen großen Respekt vor Personen, die über eine lange Zeit hindurch Disziplin zeigen und nüchtern ohne Aufhebens ihre Arbeit erledigen. Wenn sie sich dann noch mit einer Mauer der Diskretion umgeben, umso besser. Er dürfte an Queen Elizabeth gedacht haben, die nie einen Schritt über die Bandbreite setzte, die ihr ihr Amt zugestand, weder durch Mimik, noch durch Worte oder Taten. Mit dem Gefühl, der Nation verantwortlich zu sein, lebte sie Pflichtbewusstsein und Selbstverleugnung. Einer Politikergattin, die sie nach dem Kern ihrer Arbeit fragte, sagte sie einmal: „Man muss stehen, Susan. Man pflanzt seine Füße so auf, immer parallel. Sie müssen nur darauf achten, dass das Gewicht gleichmäßig verteilt ist.“ Gefühle zeigt man nicht, besser: man hat sie gar nicht erst. „Nur wer von Jugend an für solche Tortur trainiert worden ist, bringt genug Liebenswürdigkeit und Beherrschung mit für die Dauer der Strecke“, sagte Queen Victorias letzte Enkelin, Prinzessin Alice einst, die ebenfalls ein gesegnetes Alter, 97, erreichte.

Nie ließ sie ein Wort von den Gesprächen nach außen dringen, die sie bei den diensttäglichen Audienzen mit den zahlreichen Premierministern, die sie besuchen durften, führte. Zählt man die Staatsbesuche, die Begegnung mit ausländischen Monarchen und Präsidenten hinzu, kann man nicht anders als daraus die Schlussfolgerung zu ziehen: Diese Frau musste ein wandelndes Geschichtsbuch gewesen sein. Aber sie schwieg konsequent und nun nimmt sie alles mit ins Grab. Was hätte sie über Margaret Thatcher nach außen tragen können, die mit ihrer Politik die britische Gesellschaft spaltete? Während sie, die Queen, sich allen Staatsbürgern verpflichtet zeigte? Was zur Verachtung Thatchers gegenüber den zum Sozialismus neigenden afrikanischen Staaten, während sie, Elizabeth, das Commonwealth unter Aufbietung aller Kräfte zusammenhielt?

„Sie sind mein zehnter Premierminister“

Auch ihre Reserviertheit gegenüber Tony Blair hatte ähnliche Gründe. Wieder einer, der Tradition mit ungebührlicher Selbstverständlichkeit als überholt wegwischte. Sie ließ es ihn spüren, gleich bei der ersten Audienz: „Sie sind mein zehnter Premierminister. Der erste war Winston. Das war vor ihrer Geburt.“ Ja, ihr Verhältnis zu Churchill war ein besonderes. Er war für sie der überragende Kriegsheld ihrer Jugendzeit, repräsentierte mehr als andere die glorreiche Vergangenheit Großbritanniens und hatte ein Verständnis für Weltpolitik, das sie bewunderte. Er neigte nicht gerade dazu, Frauen in intellektueller Hinsicht besonders ernst zu nehmen, schon gar nicht die damals unerfahrene Elizabeth. Doch er zeigte sich zunehmend beeindruckt von ihrer Ernsthaftigkeit und ihrem Pflichtbewusstsein. Je genauer er sie kennenlernte, desto mehr schwärmte er für sie. Die anfangs halbstündigen Audienzen dauerten zuletzt anderthalb Stunden.

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