Geldpolitik

Euro-Notenbanker fordern weitere Zinserhöhungen

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"Die Inflation bleibt unannehmbar hoch", erläuterte etwa der slowakische Notenbankchef Peter Kazimir. Ähnlich äußerte sich sein EZB-Ratskollege Klaas Knot, der Notenbankchef der Niederlande.

Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte aus Sicht mehrerer Notenbank-Gouverneure von Euro-Ländern entschlossen an ihrem Zinserhöhungskurs im Kampf gegen die Rekordinflation festhalten. "Die Inflation bleibt unannehmbar hoch", erläuterte der slowakische Notenbankchef Peter Kazimir am Freitag in einem auf der Website der Bank veröffentlichten Kommentar. "Vorrangig geht es jetzt darum, die Normalisierung der Geldpolitik energisch fortzusetzen."

Ähnlich äußerte sich sein EZB-Ratskollege Klaas Knot, der Notenbankchef der Niederlande. Selbst wenn dadurch das Wirtschaftswachstum gebremst werde, müsse der eingeschlagene Pfad beibehalten werden.

Die EZB hatte am Donnerstag die bisher größte Zinsanhebung seit Einführung des Euro-Bargelds im Jahr 2002 beschlossen. Die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde hoben den Leitzins außerordentlich kräftig um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent an. Zugleich stellten sie weitere Zinsanhebungen in Aussicht.

Inflationsziel von zwei Prozent

Der EZB-Rat stehe entschlossen und vereint hinter der Entscheidung, die Inflation zurückzuführen zum mittelfristigen Inflationsziel von zwei Prozent, sagte Lagarde am Freitag nach einem Treffen der Eurogruppe in Prag. "Das ist unser primäres Mandat, das ist unsere Aufgabe und wir werden davor nicht zurückschrecken, wir werden für Preisstabilität sorgen", sagte sie. Aktuell liegt das EZB-Ziel allerdings meilenweit entfernt: Denn angetrieben durch den Energiepreisschub infolge des Ukraine-Kriegs war die Inflation im Euro-Raum zuletzt auf ein Rekordniveau von 9,1 Prozent geklettert.

Aus Sicht des niederländischen Notenbankchefs Knot hat die Inflationsbekämpfung deshalb klar Vorrang vor Wachstumsüberlegungen. "Wir erwarten, dass die Inflation in den kommenden Monaten weiter steigen wird. Das heißt, dass wir nur ein Problem auf unserem Tisch haben: die Inflation," sagte er am Freitag dem niederländischen Radiosender BNR. "Und das wird bedeuten, dass wir das Wirtschaftswachstum mindestens ein bisschen verlangsamen müssen, um die Teuerung zu verringern." EZB-Präsidentin Lagarde hatte am Donnerstag klargemacht, dass der Zinserhöhungskurs auch die Nachfrage dämpfen werde.

Der EZB-Chefin zufolge werden insgesamt weniger als fünf Notenbanksitzungen nötig sein, einschließlich des Treffens am Donnerstag, um bei den Zinsen das neutrale Niveau zu erreichen. Darunter verstehen Volkswirte den Zins, bei dem eine Wirtschaft weder gebremst noch angeheizt wird. Wo genau dieses Niveau liegt, hatte Lagarde auf der Pressekonferenz nach dem Zinsbeschluss offengelassen. Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau zufolge liegt dieser neutrale Zins derzeit bei unter oder nahe zwei Prozent, wie er am Freitag in Prag sagte.

Keine Trendwende

Villeroy machte zudem klar, dass die EZB aus seiner Sicht mit ihrem XXL-Zinsschritt keinen neuen Trend eingeleitet hat. "Niemand sollte spekulieren, dass dies die Größenordnung des nächsten Schritts sein wird - wir haben keine neue Jumbo-Gewohnheit geschaffen," merkte er an. Die EZB habe für den nächsten Zinsschritt alle Optionen. "Um es klar zu sagen: Wir haben unsere Hände komplett frei."

Die EZB betonte am Donnerstag bei ihrem Zinsentscheid, dass auch die kommenden Zinsbeschlüsse von der Datenlage anhängen und von Sitzung zu Sitzung entschieden werden. Lagarde zufolge wird eine Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte nicht die Norm sein. Die nächste EZB-Zinssitzung findet am 27. Oktober statt - das letzte geldpolitische Treffen in diesem Jahr dann am 15. Dezember.

(APA)

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