Schweden wählt am Sonntag. Die Konservativen wollen mit einem Tabubruch an die Macht. Die regierenden Sozialdemokraten setzen indes auf den „Magdalena-Effekt“ – und just auch auf das Thema innere Sicherheit.
Schwedens Sozialdemokraten haben in diesem Wahljahr nicht ein Mal gewendet. Sondern zwei Mal. Zuerst rückten sie wegen des Ukraine-Kriegs von der Neutralität ab. Sie schickten einen Mitgliedsantrag an die Nato. Die Bündnisfreiheit war bis dahin ein scheinbar unverrückbarer Anker im roten Universum. Sie war Teil der DNA der Partei. Der zweite Kurswechsel erfolgte in Etappen. Er handelt davon, dass die Sozialdemokraten Schwedens Probleme mit Parallelgesellschaften zum Thema machen und auch eine neue Härte im Kampf gegen Waffengewalt an den Tag legen.
Als im Frühjahr schwere Unruhen Schwedens Problemviertel, die Plattenbausiedlungen in den Vororten, erschütterten, sagte Regierungschefin Magdalena Andersson einen für eine schwedische Sozialdemokratin erstaunlichen Satz: „Zu viel Migration und zu wenig Integration haben zum Entstehen von Parallelgesellschaften geführt, in denen Bandenkriminalität gedeihen konnte.“ Sie warnte auch vor „Somali-Towns“. Die Herkunft zum Thema zu machen war bis dahin ein Tabu.