Regierung

Feuertaufe für Liz Truss in erster Woche in der Downing Street

Liz Truss bei der Würdigung von Queen Elizabeth II. in der Downing Street. „God save the King.“
Liz Truss bei der Würdigung von Queen Elizabeth II. in der Downing Street. „God save the King.“ REUTERS
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Nur Tage nach ihrer Ernennung ist die Premierministerin im absoluten Krisenmodus – der eine Chance ist.

Drei Tage ist Liz Truss erst im Amt, und schon steht sie mitten im Sturm. „Wir sind mit Gegenwind konfrontiert, aber wir werden den Sturm durchstehen“, so munterte die neue Premierministerin die Briten bei ihrer kurzen Antrittsrede am Dienstagabend in der Downing Street auf und malte die Vision eines „modernen, brillanten“ Großbritannien an das Firmament. Es war eine Anspielung auf das stürmische, regnerische Wetter, das sie auf ihrem Flug nach Schottland zur Audienz bei der Queen in Balmoral und zurück nach London begleitet hatte. Zugleich war es eine Beschreibung der politisch-wirtschaftlichen Turbulenzen, in die Großbritannien zu Herbstbeginn neuerlich geraten ist.

Eine Inflationsrate von rund zehn Prozent mit steigender Tendenz, Streikdrohungen, eine Explosion der Energiekosten ab Oktober mit einer Verteuerung von 80 Prozent, die die Nation in eine Rezession stürzen könnte: Das sind die Bedingungen zum Start der neuen Regierung unter Liz Truss. Ähnlich schwierig waren nur die Begleitumstände für den Beginn der Thatcher-Ära 1979. Truss, unter anderem als kämpferische Justiz-, Handels- und Außenministerin seit zehn Jahren Mitglied des Tory-Regierungsteams, erkor die „Eiserne Lady“ zu ihrem Vorbild. Mit dem Versprechen von Steuersenkungen und dem Postulat der freien Marktwirtschaft gewann sie die Stimmen der Mehrheit der Parteimitglieder – wobei diese Mehrheit mit 57 Prozent niedriger ausfiel als erwartet.

Was für eine Woche

Denn ihre Partei steht keineswegs geschlossen hinter ihr. Den moderaten Flügel und die Parteigänger ihres Rivalen Rishi Sunak hat sie nicht in ihr Kabinett eingebunden. Dominic Cummings, das ehemalige Mastermind Boris Johnsons, hat sie gar als „menschliche Handgranate“ bezeichnet.
Was hat die 47-Jährige für eine Woche hinter sich! Am Montag rief die Partei sie im Queen Elizabeth Center in London zur neuen Vorsitzenden und somit zur Premierministerin aus. Am Dienstag reiste sie zur offiziellen Amtsübernahme zu Elizabeth II. nach Balmoral. Die Ernennung ihres 15. Regierungschefs – und der dritten Frau im Amt – markierte den letzten Akt ihrer 70-jährigen Regentschaft und ihren letzten öffentlichen Auftritt, der auf Fotos festgehalten ist. Kaum jemand – und wohl auch nicht Truss – ahnte, dass sie 50 Stunden später tot sein würde.

Noch am Dienstagabend bestellte sie ihr Regierungsteam, so divers wie keines zuvor – mit Finanzminister Kwasi Kwarteng, Außenminister James Claverly und Innenministerin Suella Braverman sind gleich drei farbige Minister in den Schlüsselressorts. Tags darauf schlug sich Truss in ihrer ersten Fragestunde im Parlaments beachtlich gegen die Opposition unter Führung von Labour-Chef Keir Starmer. Und am Donnerstag präsentierte sie im Unterhaus ein massives Energiepaket, das die Preise für eineinhalb Jahre einfriert. Am frühen Nachmittag schob ihr Minister Nadhim Zahawi inmitten der Debatte eine Notiz auf ihr Pult, und die Premierministerin verließ eilends den Saal – ebenso wie Starmer. Wie der Buckingham Palace daraufhin mitteilte, war es schlecht um die Gesundheit der Monarchin bestellt.

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