Schon seit dem Tod seiner Mutter ist Charles III. König. Am Samstagvormittag wurde er auch ganz offiziell zum König Großbritanniens ernannt.
Charles III. ist offiziell zum König ernannt worden. Bei der Proklamation am Samstag in London handelte es sich um einen formalen Akt. Dafür wurde eigens ein Accession Council einberufen, ein "Thronbesteigungsrat". Als erster unterzeichnete der älteste Sohn des Königs und neuer Thronfolger Prinz William die Proklamation, für ihn war es der erste öffentliche Auftritt seit dem Tod von Königin Elizabeth II., danach Charles' Ehefrau Königin Camilla. Die Zeremonie wurde von dem Ruf "Gott schütze den König" begleitet. Charles erklärte: "Für die Verrichtung der schweren Aufgabe, die mir auferlegt ist, und der ich nun das widme, was mir von meinem Leben bleibt, bete ich um die Anleitung und Hilfe des Allmächtigen Gottes.“ Faktisch ist der 73-Jährige bereits seit dem Tode Elizabeths König.
Der erste Teil der Zeremonie im St.-James's-Palast fand ohne den Monarchen statt. Anschließend sollte Charles erstmals eine Sitzung des Privy Council genannten Kronrats leiten. Nun wurde die Proklamation vom Balkon des Palastes verlesen. "Ein dreifaches Hurra auf die Majestät, den König", rief der ranghöchste Herold von England, David White, am Samstag in London von einem Balkon des St. James's Palace, des offiziellen Amtssitzes der britischen Monarchen. "Hipp, hipp, hurra", antworteten Soldaten unterhalb des Balkons. Weitere Lesungen gibt es in der City von London sowie am Sonntag, dann auch in Schottland, Nordirland und Wales.
Nationale Trauerphase
Am Freitagabend hatte der 73-Jährige in seiner ersten Rede an die Nation gesagt, dass er sein Leben in den Dienst des Volkes stellen wolle. Zudem kündigte er an, dass Thronfolger William und dessen Frau Kate neue Titel bekommen: Sie sind nun Prinz und Prinzessin von Wales.
Auch zwei Tage nach dem Tod von Queen Elizabeth II. riss der Strom an Trauernden am Londoner Buckingham-Palast nicht ab. Schon am frühen Samstagmorgen fanden sich Tausende Menschen ein, um Blumen oder Karten niederzulegen, eine Kerze anzuzünden oder innezuhalten. Die britische Regierung rief den Beginn einer nationalen Trauerphase aus, die bis zum Ende des Tages, an dem das Staatsbegräbnis stattfindet, dauern soll. Zu Beisetzung in mehr als einer Woche werden Staatsoberhäupter und andere hochrangige Gäste aus aller Welt erwartet, darunter US-Präsident Joe Biden.
Unterschätzt oder überfordert?
Adelsexperten sind sich einig, dass Charles es schwer haben dürfte, die großen Erwartungen zu erfüllen. Während Elizabeth zeitlebens immense Popularität genoss, musste sich Charles immer wieder Kritik anhören. Gegnerische Stimmen tragen ihm die gescheiterte Ehe mit seiner ersten Frau nach - der in weiten Teilen der Bevölkerung verehrte Prinzessin Diana, die vor 25 Jahren tödlich verunglückt war. Charles zweite Frau Camilla musste jahrelang gegen das Image der unbeliebten Nebenbuhlerin ankämpfen.
Unterstützer von Charles halten dagegen, seine bisherige Arbeit werde unterschätzt oder missverstanden. Bei Themen wie dem Klimawandel sei er seiner Zeit voraus gewesen. Und sie heben seine soziale Ader hervor. Vor fast 50 Jahren gründete er die Wohltätigkeitsorganisation Prince's Trust, die bisher über einer halben Million Menschen geholfen hat.
Mitfeierndes Volk
Tausende Menschen versammelten sich vor dem St.-James's-Palast, um de dem Beginn einer neuen Ära mit dabei zu sein. Als die Proklamation verlesen wurde, brach auf dem Prachtboulevard "The Mall" nebenan Jubel aus. "Lang lebe der König", schallt es herüber zum Balkon, auch wenn für viele das „God save the king“ wohl noch ungewohnt klingt.
Nach der Zeremonie in und am St.-James's-Palast im Regierungsviertel Westminster wurde Charles III. auch in der City of London als neuer König ausgerufen. Vor der Royal Exchange, dem Ort der ersten Börse in London, versammelten sich Gardesoldaten und Tausende Schaulustige. In einer feierlichen Prozession zog der Lord Mayor, der dem Finanzdistrikt vorsteht, von seinem als "Mansion House" bezeichneten Sitz zur Royal Exchange. Von Fanfaren eingeleitet, verlas ein Herald die Bekanntmachung. Anschließend wurde auch dort die Nationalhymne mit der neuen Zeile "God Save the King" gesungen. Auch eine Krönung steht noch an - der Termin dafür ist bisher offen.
Zusätzlicher Feiertag
Charles genehmigte einen zusätzlichen Feiertag für die Menschen in Großbritannien. Das könnte darauf hinweisen, dass das Staatsbegräbnis für die am Donnerstag verstorbene Queen am Montag, den 19. September, stattfinden soll. Als möglicher Termin gilt bisher auch der 18. September, doch das ist ein Sonntag. Eine offizielle Bestätigung des Datums steht noch aus.
(APA)