Nach der Überführung ihres Sarges vom schottischen Landsitz Balmoral nach Edinburgh wurde der Leichnam am Montag in einer Trauerprozession durch die Stadt gefahren. Dabei zeigte sich auch der neue König in Schottland.
Die Queen hat ihre letzte Reise angetreten. Zu Beginn der Woche konnten die Schottinnen und Schotten Abschied von Ihrer Majestät nehmen. Nach der Überführung ihres Sarges vom schottischen Landsitz Balmoral nach Edinburgh wurde der Leichnam am Montag in einer Trauerprozession durch die Stadt gefahren. Dabei zeigte sich auch der neue König in Schottland.
Von der königlichen Residenz Palace of Holyroodhouse aus, wo der Sarg für rund 24 Stunden aufgebahrt wurde, führte die Prozession mit König Charles III. zur St.-Giles-Kathedrale. Auch Prinzessin Anne, Prinz Andrew und Prinz Edward, die Geschwister Charles', waren anwesend. Dort nahmen der Monarch, seine Frau Königin Camilla und die anderen Royals an einem Gottesdienst teil.

Der in die royale Standarte eingehüllte Sarg war zuvor von acht Kilt tragenden Soldaten zum Leichenwagen gebracht worden. Ein Dudelsackpfeifer spielte zu Beginn, bevor die Nationalhymne erklang. Eine Garde geleitete den im Schritttempo fahrenden Wagen bis zum Ziel. Während der weitgehend stummen Prozession wurden immer wieder Kanonenschüsse zu Ehren der toten Monarchin abgefeuert. Anschließend haben die Schotten für 24 Stunden die Möglichkeit, in der Kirche von der Queen Abschied zu nehmen.
König Charles III. und seine Gemahlin Camilla haben am Montagvormittag in einer feierlichen Zeremonie in London die Beileidsbekundungen des britischen Parlaments entgegengenommen. Das Königspaar wurde zunächst von den Parlamentariern des Unter- und des Oberhauses in London in der Westminster Hall empfangen. Die Ankunft des Königspaars wurde mit Fanfaren begleitet, bevor Charles und Camilla jeweils auf einem Thron Platz nahmen.

Im Anschluss reiste das Königspaar nach Edinburgh in Schottland weiter. Tausende Menschen hatten sich dort seit der Früh entlang der zentralen Straße Royal Mile eingefunden, um den Leichenzug mit dem Sarg der gestorbenen Queen zu sehen. Sie klatschten und jubelten, als das Auto mit der royalen Standarte für Schottland an ihnen vorbeifuhr. In seiner Residenz, dem Palace of Holyroodhouse, wurde Charles mit Salutschüssen und der Nationalhymne empfangen.
Vor der Residenz erhielt der neue König vom Lord Provost - einer Art Bürgermeister - symbolisch den Schlüssel zur Stadt. Wie es die Tradition gebietet, gab Charles daraufhin den Schlüssel zurück und bemerkte, dass es keine besseren Bewahrer gebe als den Lord Provost und die Abgeordneten. Das Ritual findet alljährlich im Sommer statt, wenn sich das Staatsoberhaupt für eine Woche in Edinburgh aufhält. Queen Elizabeth II. hatte noch im Juli an dieser "Ceremony of the Keys" teilgenommen.
Der Monarch wird in Edinburgh auch die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon empfangen. Eine Ansprache von Charles an die schottischen Parlamentarier wird erwartet. Seine Reise nach Schottland ist Teil der sogenannten "Operation Spring Tide", die Besuche von Charles als neuem König in allen vier britischen Landesteilen vorsieht.

„Letzte große Reise“ für die Queen
Am Sonntag brachte ein Leichenwagen den Sarg mit der Monarchin von ihrem Landsitz Schloss Balmoral in den Highlands, wo die 96-Jährige am Donnerstag gestorben war, in die schottische Hauptstadt Edinburgh. Dort wurde der Konvoi von Menschenmengen und einer Ehrengarde empfangen. Von einer "letzten großen Reise" seiner Mutter hatte Charles zuvor gesprochen.

In Dörfern und Städten säumten zahlreiche Menschen schweigend die Straßen. Manche weinten, einige warfen Blumen auf die Straße, als die Kolonne in langsamem Tempo vorbeirollte. In Edinburgh brach auf der Royal Mile auch spontaner Applaus und Jubel aus. Am Nachmittag erreichte der Konvoi die Königliche Residenz Palace of Holyroodhouse. Ihre Tochter Prinzessin Anne hatte den Sarg in einem anderen Wagen begleitet, zudem waren die Queen-Söhne Prinz Andrew und Prinz Edward bei der Ankunft an Ort und Stelle.
Nächste Station ist London
Für Dienstag ist die Überführung per Flieger nach London geplant, wo die Gestorbene für mehrere Tage aufgebahrt werden soll. Ab Mittwoch (17.00 Uhr Ortszeit) wird der Sarg mit dem Leichnam auf einem sogenannten Katafalk - einer Art Plateau - in der Westminster Hall des Londoner Parlamentsgebäudes stehen.
Dem dienstältesten Mitglied des Unterhauses zufolge, dem konservativen Abgeordneten Peter Bottomley, würden bei der viertägigen Totenwache zwei Millionen Menschen erwartet. Die britische Regierung empfiehlt Trauernden, wetterfeste Kleidung, genug Proviant, eine Powerbank fürs Handy und viel Geduld mitzubringen. Bis zum Tag des Staatsbegräbnisses am 19. September hat die britische Öffentlichkeit 24 Stunden am Tag die Möglichkeit, ihrer Königin einen letzten Besuch abzustatten und sich zu verabschieden. Allerdings muss dafür viel Zeit eingeplant werden. "Sie müssen viele Stunden lang stehen, vermutlich über Nacht, mit wenig Möglichkeiten, sich hinzusetzen, weil sich die Schlange weiterbewegen wird", heißt es in den Informationen des Kulturministeriums zu den Abläufen. Ob man Kinder mitbringe, solle man sich gut überlegen. Außerdem sei mit Straßensperren und Störungen im Verkehrsnetz zu rechnen.
Staatsbegräbnis und Schweigeminute
Das Staatsbegräbnis, zu dem auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen anreisen will, ist für den 19. September angesetzt. Die Briten erhalten dafür einen extra Feiertag. Bis dahin gilt Staatstrauer, offizielle Veranstaltungen und der parlamentarische Betrieb sind ausgesetzt.
Am Sonntag, dem 18. September, wird zusätzlich um 20 Uhr britischer Zeit eine nationale Schweigeminute abgehalten. Die Regierung lädt die Öffentlichkeit dazu ein, „zusammenzukommen und einen nationalen Moment der inneren Einkehr zu begehen, um zu trauern und über das Leben und das Vermächtnis von Queen Elizabeth II. nachzudenken“, so ein Regierungssprecher am Montag.
Eigener Feiertag auch in Neuseeland und Australien
Mit einem Sonderfeiertag am 26. September wird auch Neuseeland der verstorbenen Queen gedenken. Der Feiertag solle die "lebenslangen Dienste von Königin Elizabeth II." würdigen, sagte Premierministerin Jacinda Ardern am Montag vor Medienvertretern. Sie erinnerte daran, dass die britische Monarchin 70 Jahre lang auch Staatsoberhaupt des Commonwealth-Mitglieds Neuseeland war. Am selben Tag soll demnach ein Gedenkgottesdienst in der Kathedrale der Hauptstadt Wellington stattfinden. Ardern will nach eigenen Angaben bereits am 14. September nach Großbritannien reisen.
Arderns australischer Kollege Anthony Albanese, der kommende Woche ebenfalls nach London reisen wird, hatte bereits den 22. September zum Sonderfeiertag in Australien ernannt. Beide Länder haben zudem Nachfolger König Charles III. am Sonntag als ihren König anerkannt.
(APA/dpa)