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Regierung präsentiert die Energiesparkampagne "Mission 11"

Die Unabhängigkeit soll nun weiter ausgebaut werden, indem die Bevölkerung mithilft, betont Gewessler.
Die Unabhängigkeit soll nun weiter ausgebaut werden, indem die Bevölkerung mithilft, betont Gewessler.IMAGO/SEPA.Media
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„Sei ein Warmduscher“ empfiehlt die Regierung in einer neuen Energiesparkampagne, die sich an die Bevölkerung richtet. Die Kampagne soll bis März laufen, Ziel sind 11 Prozent Einsparung.

"Wir lassen uns nicht erpressen“, sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) einleitend im Hinblick auf Wladimir Putin. Russland sei kein verlässlicher Partner mehr, dieser Wahrheit müsse man ins Auge blicken, hält die Ministerin fest. Man tue alles Mögliche, um sich abzusichern. Die Speicherstände in den österreichischen Speichern sei um 70 Prozent gefüllt, die Abhängigkeit von russischem Gas sei massiv gedrückt worden.

Diese Unabhängigkeit soll nun weiter ausgebaut werden, indem die Bevölkerung mithilft. Die Kampagne soll bis März laufen und trägt den Titel „Mission 11“. Sie richte sich vor allem an jene Menschen, denen es „möglich sei“, Energie zu sparen, betont Gewessler. Heizkörper herunterdrehen, den „Deckel auf dem Topf lassen“ und 10 km/h langsamer fahren: alles Maßnahmen, die laut der Ministerin von „allen“ durchführbar sind. Die Optionen würden sich aber je nach der jeweiligen Wohnsituation unterscheiden, etwa je nachdem, ob der Wohnsitz sich in der Stadt oder am Land befinde. Jene, die die Möglichkeit dazu haben, das Haus zu sanieren oder andere Investitionen zu tätigen, sollten dies natürlich auch tun. Das Ziel sei es laut Gewessler „Energie zu sparen, damit am Ende genug für alle da ist“.

„Banale“ Maßnahmen für 11 Prozent Einsparung

Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) betont, dass für das effektive Energiesparen ein „Schulterschluss“ notwendig sei. Es brauche hier eine gute Zusammenarbeit von Regierung und Bevölkerung, um die Ziele erreichen zu können. "Jeder Prozentpunkt an Stromverbrauch, den wir einsparen, hilft natürlich, Gaskraftwerke seltener zu brauchen", so der Minister. Österreich habe einen „außergewöhnlichen Winter vor sich“, auf den es sich vorzubereiten gelte. Barbara Schmidt, Generalsekretärin von „Österreichs Energie“ fügt hinzu, wie wichtig die Verbreitung der Maßnahmen in der Bevölkerung sei. In den 1970er-Jahren sei es gang und gäbe gewesen, mit kleinen Tricks den eigenen Energieverbrauch zu senken. Das sei seither in Vergessenheit geraten, mittlerweile aber wieder dringend notwendig. Österreichs Energie unterstütze daher die Kampagne und die Maßnahmen. Diese würden vielleicht auf den ersten Blick „banal“ wirken, seien aber essenziell, um die gemeinsamen Ziele zu erreichen.

Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, legt dar, welche Daten der Kampagne zugrunde liegen. Man habe in einer Matrix verschiedene Beispielhaushalte analysiert, um zu sehen, wie viel Energie mit den Maßnahmen aus der Kampagne eingespart werden könne. Die Österreichische Energieagentur habe einen Wert von 11 Prozent errechnet, der einsparbar sei - daher der Name der Kampagne. Die wichtigsten Maßnahmen laut Angerer: Den eigenen Stromverbrauch nachverfolgen, den Verbrauch von Geräten überprüfen und die Raumtemperatur in Haus oder Wohnung abzusenken.

Abschließend gibt die Regierung einen Einblick in die Kampagne. Der Werbespot ist kurz, bunt und von starken Bässen unterlegt. „Sei ein Warmduscher“, „Sag Bye zu Standby“ oder „Schluss mit lüftig“ wird darin etwa nahegelegt, die Botschaften in großen Leuchtbuchstaben und Symbolen über den Bildschirm verteilt. Der Spot ist aber nur ein Teil der gesamten Kampagne. 3,6 Millionen Euro nimmt die Regierung in die Hand, die etwa auch in Form von Flyern an die jeweiligen Haushalte gelangen sollen. Zudem sei ein Paket in Planung, dass sich an Betriebe und Unternehmen richtet. Jenes könne auch verbindliche Maßnahmen beinhalten, räumt Ministerin Gewessler ein. Schritte wie eine „Stromsperrstunde“ seien denkbar. Auch das 19-Grad-Limit in öffentlichen Gebäuden, sei nach wie vor geplant.

Umweltorganisationen fordern mehr

Unter anderem werde auch ein Verbot von Heizschwammerln in der Gastronomie geprüft, sagte Gewessler bereits am Samstag. Ablehnung dafür kam vom Gastro-Spartenobmann in der Wirtschaftskammer. Via "Kurier" (Montagsausgabe) beklagte Mario Pulker, dass den Gastronomen bereits "ein Rauchverbot aufs Aug' gedrückt" worden sei - und die Heizschwammerl seien als teure Ausweichmöglichkeit angeschafft worden. Bezogen auf Corona sei die Infektionsgefahr im Freien auch geringer als in den Lokalen. Generell solle es den Wirten überlassen bleiben, ob sie solche Heizgeräte verwenden oder nicht. "Wir schalten sie ohnehin nicht unnütz ein, weil der Betrieb ja auch nicht billig ist", so der WKÖ-Vertreter.

Für die Umweltorganisationen Greenpeace und WWF ist die Energiesparkampagne ein erster richtiger Schritt. Darüber hinaus seien aber weitere Maßnahmen notwendig, um den Energieverbrauch langfristig zu senken, etwa ein Energieeffizienzgesetz, der Ausstieg aus Erdgas beim Heizen und umfassende Gebäudesanierungen. Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) sieht weiteres Einsparpotenzial im Bereich der Mobilität und fordert etwa niedrigere Tempolimits und die Abschaffung von Steuerbegünstigungen für Firmenwagen mit Verbrennungsmotoren.

Neos: Kampagne kommt „um Monate zu spät"

Auch der Öamtc ortet Möglichkeiten, im Verkehr Energie zu sparen, allerdings nicht mit Tempolimits, sondern mit einer Umstellung der Ampelschaltung auf eine "Grüne Welle", mehr Homeoffice und der Förderung von Fahrgemeinschaften. Für die Neos kommt die Energiesparkampagne "um Monate zu spät". Auch sie fordern ein neues Energieeffizienzgesetz.

Für die SPÖ hätte ein solches Gesetz bereits vorliegen müssen, bevor die Bevölkerung zum Sparen aufgerufen wird. "Es ist nicht einsehbar, dass die Ministerin selber wichtige Gesetze zur Senkung des Energieverbrauchs liegen lässt und stattdessen jeden einzelnen Österreicher zum Energiesparen aufruft", schreiben die Sozialdemokraten in einer Aussendung.

Der Online-Auftritt der Kampagne ist ab sofort unter https://mission11.at/ abrufbar.

(APA/red.)

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