Forschung

Wie man einer Drohne das Sehen beibringt

(c) Martin Steinthaler
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In Zukunft werden wir Luft und Wasser viel mehr nutzen, sagt Informationstechniker Stephan Weiss. Eine Voraussetzung dafür sei aber Vertrauen in die Technologie.

„Drohne, übernehmen Sie!“, könnte es künftig bei unzähligen Aufgaben heißen, die für den Menschen besonders mühsam oder gefährlich sind. Ein Forschungsteam der Uni Klagenfurt um Stephan Weiss vom Institut für Intelligente Systemtechnologien arbeitet daran, dass diese Vision Realität wird. „Wir haben heuer ein Projekt gestartet, um mit Drohnen Schäden an Brücken frühzeitig und objektiv zu inspizieren. Das passiert derzeit in Österreich und ganz Europa händisch in tollkühnen Manövern, und die gesperrten Fahrbahnen verursachen Staus“, schildert er. Ein Ziel der Forschung ist, unter den Brücken, wo es kein GPS-Signal gibt, zu navigieren und hochauflösende Bilder für den „digitalen Brückenzwilling“ zu liefern.

Aufgaben wie diese faszinieren Weiss. „Drohnen stehen für die nächste Dimension, in der wir Menschen in Zukunft sehr stark agieren werden“, sagt der gebürtige Venezolaner, der nahe Zürich aufwuchs und an der ETH promovierte. Lang sei man in 2-D geblieben, also auf den Straßen, habe die dritte Dimension mit Flugzeugen bisher nur „beschnuppert“. Mit mehr Wissen über die autonome Navigation in 3-D könne man die Menschen besser unterstützen.

Dabei sollen die Roboter auch abtauchen, etwa um Ablagerungen an Schiffen zu inspizieren. „Anstatt Taucher zu gefährlichen Orten wie Schiffsschrauben schwimmen zu lassen, übernehmen das Drohnen“, erklärt Weiss. Das schützt nicht nur den Menschen, sondern schont auch die Umwelt: Prüft und befreit man die Schiffe öfter von dem feinen Flaum, auf dem sich Algen und später Muscheln ansiedeln, spart das Unmengen an Treibstoff.

Eine ökologische Facette hat auch die Vermessung von Wald, an der Weiss beteiligt ist: Von einem Mini-Helikopter aus wird schnell und verlässlich erfasst, wie viel Holz dort in welcher Qualität wächst – Daten, die nicht nur für wirtschaftliche Berechnungen, sondern auch für biologische Forschung wichtig sind.

Zudem will man mit der Forschung selbst Vertrauen in die Technologie schaffen: Das sei schwer zu erzielen, wenn man die Menschen ständig aus der Luft filme: „Da haben wir ein Riesen-Datenschutzproblem“, sagt Weiss. In Kooperation mit dem Deutschen Institut für Luft- und Raumfahrt arbeitet er daran, die „Augen“ der Drohnen durch Radarsensoren zu ersetzen. „Damit lässt sich niemand identifizieren, die Anonymität bleibt gewahrt.“ Erst kürzlich sei es gelungen zu zeigen, dass Radarsensoren gleich gut „sehen“ wie Kameras – nachts oder bei Nebel oder Rauch sogar weit besser.

„Begeistert von der dritten Dimension“

Beschäftigen den 41-Jährigen, der vor sieben Jahren für eine Professur aus Kalifornien, USA, retour nach Europa kam, Fluggeräte auch in der Freizeit? Ja, aber mit weit weniger Technik. Weiss liebt das Gleitschirmfliegen und das Tauchen. „Die dritte Dimension hat es mir angetan, ich bin komplett begeistert.“ Und er reist gern, hat etwa einmal drei Tage mit einer Hängematte im Dschungel übernachtet. Das fördere einen anderen Blickwinkel auf die Technologie, sagt er.

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