Erfolg international

Inspiration für eine Hollywoodlegende

(c) Caio Kauffmann
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Die Grazerin Berit Gilma versorgte den Filmkomponisten Danny Elfman mit Einflüssen – und brachte damit europäische Undergroundkunst nach Los Angeles.

Das Abenteuer L. A. hatte für Berit Gilma ruckelig begonnen. Die Grazerin war nicht, wie so viele andere Glücksritter, in die „Stadt der Träume“ gezogen, um im Showbusiness Karriere zu machen – sie wollte hier nur studieren. Dass sie zur kulturellen Einflüsterin einer Filmmusiklegende werden könnte, war nicht geplant, als sie im Herbst 2019 von Berlin, wo sie bei Ai Weiwei studiert und gearbeitet hatte, nach Kalifornien übersiedelte. Und auch nicht, als sieben Monate später die österreichische Botschaft eine dringende Empfehlung aussprach: Sofort raus hier! Die Pandemie hat einige Leben umgekrempelt, so auch das von Berit Gilma.

Ihr Kunststudium musste sie auf Eis legen, ihren Aufenthalt in L. A. auch. Zugleich ergab sich ein neues Projekt: So wurde Gilma zur Kreativdirektorin und inspirierenden Kraft für Danny Elfman, der gerade dabei war, sich neu zu erfinden. Hierzulande ist der 69-Jährige als Komponist unvergessener Film- und TV-Melodien bekannt – darunter das „Simpsons“-Intro, „Men in Black“ und die Scores fast aller Tim-Burton- Filme. In Los Angeles gilt er aber auch als Rockstar, seine New-Wave-Band Oingo Boingo genoss in den 1980ern Kultstatus. Dass er im Vorjahr mit dem Soloalbum „Big Mess“ zu seinen Rock-Wurzeln zurückkehrte, ist Gilma zu verdanken.

Sie hatte Elfman durch eine gemeinsame Freundin kennengelernt. „Wir haben uns sofort super verstanden“, erzählt sie. Der Komponist schätzte ihren Geschmack und ihren Anschluss zur europäischen Avantgarde: „Er ist so isoliert in seiner Hollywoodwelt, und ich war in der Untergrundszene in Berlin unterwegs, was Kunst und Musik betrifft. Dieser frische Wind hat ihm getaugt.“ Gilma ist seit fünf Jahren Kunstkuratorin des Grazer Elevate-Festivals, sie war in der Berliner Hackerszene unterwegs und interessiert sich besonders für die Schnittstellen von Musik, Kunst und neuen Technologien. „Ich komme aus dieser weirden Undergroundszene und pushe diese Qualität jetzt in L. A. rein – weil es das dort überhaupt nicht gibt“, sagt die heute 32-Jährige.

Als Elfman pandemiebedingt plötzlich Zeit hatte, betraute er Gilma – die nachts von Graz und Berlin aus arbeitete – mit der kompletten visuellen Ausgestaltung seines Albumprojekts. Sie ließ seinen Körper für das Cover von einer Künstlerin 3-D-scannen, verantwortete neun Musikvideos (in denen künstliche Intelligenzen und andere Technologien zum Einsatz kamen), und kuratierte später auch das Remix-Album „Bigger, Messier“, das heuer im August erschien: Dafür brachte sie Elfman etwa mit dem Einstürzende-Neubauten-Sänger Blixa Bargeld zusammen.

Heute wohnt sie wieder in L. A., hat aber weiter einen Fuß in Berlin – und in Graz.

Das Voting für „Österreicher:innen des Jahres“ finden Sie unter: www.diepresse.com/austria22

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