Warum denken wir klimafreundlich, aber handeln nicht danach? Der Psychologe Thomas Brudermann benennt und erklärt 25 Ausreden für klimaschädliches Verhalten.
Wer in Österreich einen Waldspaziergang macht, der wird eines nicht finden: Müll. Die schöne Landschaft, die sauberen Seen, die gute Luft: Darauf ist man hierzulande Stolz. In vielen Gemeinden gibt es regelmäßige Müllsammelaktionen, in den heimischen Alpen tragen Wanderer ihre Jausenpapierl stets brav wieder in das Tal hinunter: Umweltfreundlichkeit wird hier großgeschrieben.
„Stimmt, in Österreich funktionieren einige Dinge wie das Müllmanagement sehr gut“, pflichtet auch Nachhaltigkeitsforscher Thomas Brudermann bei, „gleichzeitig gibt es Bereiche wie die CO₂-Emissionen von Verkehr und Landwirtschaft, da hat Österreich Aufholbedarf.“ Anders als der nicht verschmutzte Wald sind diese Emissionen etwas Abstraktes: „Wir nehmen die sichtbaren Dinge wahr, der saubere Wald passt gut zu unserer umweltbewussten Einstellung, unsichtbare Emissionen sehen wir nicht.“ Dass Umweltfreundlichkeit nicht gleich Klimaschutz bedeutet, verschwimmt. Und oft wird die eigene umweltfreundliche Einstellung – denn wer würde sich schon als Klimafeind oder gar Umweltzerstörer bezeichnen – zur willkommenen Ausrede für tatsächlich klimaschädliches Verhalten: Fernreisen, Fleischkonsum, tägliche Autofahrten.