Europas zerrissene Klima- und Energiepolitik hat üble Nebenwirkungen: Der Kontinent treibt den globalen Kohleverbrauch auf ein neues Rekordhoch, attackiert das Heizen mit Holz - und rettet damit weder Kunden noch Klima.
Wer noch ein Indiz für das politische Chaos in der Energiekrise braucht, muss nicht länger suchen: Am Mittwoch wird das EU-Parlament darüber abstimmen, ob das Verbrennen von Holz weiter als „grün“ gelten darf oder nicht. Das ist eine ernsthafte Frage, immerhin wächst der CO2-bindende Wald langsamer nach, als die Bäume verfeuert werden. Zumindest der Zeitpunkt für diese Entscheidung stimmt aber viele Beobachter skeptisch. Warum soll die EU während des größten Energiemangels seit Dekaden einen seiner der wichtigsten Energieträger ausbremsen, fragen sie?
Wer sich erhofft, dass sich der Kontinent dadurch immerhin den Applaus der versammelten Klimaforscher abholen kann, wird ebenfalls enttäuscht. Die Wissenschaftler stellen sich zwar gegen das reine Verbrennen von Holz zur Energiegewinnung. Sie kritisieren aber scharf, dass das klimafreundliche klimafreundliche Europa andernorts gerade seine grünen Grundsätze über Bord wirft. Die Explosion der Gaspreise hat viele Versorger und Unternehmen gezwungen, auf Kohle, den billigsten, aber auch schmutzigsten fossilen Brennstoff, umzusteigen. Etliche Staaten, die bereits den Ausstieg aus der Kohle gefeiert haben, sind reumütig zurückgekehrt. Österreich inklusive.
Und das hat Auswirkungen auf globaler Ebene.