Humanmedizin

Verliert private Sigmund-Freud-Uni Zulassung?

Der Sigmund-Freud-Uni droht das Aus ihres Humanmedizin-Studiums: Ein Bericht kritisiert fehlende Qualitätsstandards – und fordert in 51 Punkten Verbesserung.

Seit 2015/16 bietet die Wiener Sigmund-Freud-Privatuniversität (SFU) die Möglichkeit, Medizin zu studieren. Dem Master Humanmedizin könnte allerdings das Aus drohen: In einem Gutachten der Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria (AQ Austria), das der „Presse“ vorliegt, wird empfohlen, „die Akkreditierung für den Masterstudiengang zu widerrufen“.

Privatunis und FH müssen in Österreich bei der AQ um Akkreditierung ansuchen. In insgesamt 51 Punkten empfiehlt das Gutachten dem Board der AQ Austria konkrete Bedingungen, ohne die das Masterstudium keine neuerliche Akkreditierung bekommen solle. Die gesamte Uni solle nicht wie angestrebt für zwölf Jahre, sondern nur für sechs akkreditiert werden.
Denn der Bericht ortet Mängel in der gesamten Struktur: Es gebe „Lücken im Entwicklungsplan“. Das Qualitätsmanagement sei zwar „auf gutem Weg“, habe aber noch nicht den für die Größe der Uni notwendigen Ausbau bzw. das nötige Zusammenspiel erreicht. Der Finanzplan gebe „keine realistische Einschätzung der Ressourcen“. Beim Masterstudium Medizin schätzen die Gutachter die Mängel sogar als „nicht behebbar“ ein und empfehlen, die Akkreditierung für das Studium generell zu widerrufen. Grund sind „große Abweichungen von national und international üblichen Standards“: Es gebe zu wenig Personal. Eine adäquate Forschungsleistung sei bei 120 Quadratmetern Laborfläche, die auch für die Lehre genutzt werden, nicht möglich.

Steirische Stipendiaten zittern

Zudem hegt das Gutachten „erhebliche Bedenken“ bei den Studienplänen: Durch das Fehlen eines eigenen Uni-Klinikums gebe es zu spät und zu wenig klinischen Unterricht, wegen der Vielzahl kooperierender Kliniken sei ein einheitlicher Ausbildungsstandard „kaum zu erreichen“. Eine Behebung der vielen Mängel sei innerhalb der gesetzlich vorgesehenen Frist von zwei Jahren nicht möglich.

Abseits davon betreffen viele der 51 abgeleiteten Empfehlungen aber auch andere Studienfächer, etwa Psychotherapiewissenschaften: Dort würde generell zu wenig wissenschaftlich publiziert, Mitarbeitern fehlte es an Lizenzen für Fachzeitschriften oder gar entsprechendem Budget, um Fachkongresse zu besuchen. Auch im Master Zahnmedizin sei es notwendig, die Forschung so zu verändern, dass sie „dem universitären Anspruch“ gerecht werde. Das „Gesamtbild“ der Organisation sowie die Verortung der Aufgaben zwischen den Standorten (Wien, Linz, Berlin, Ljubljana, Paris, Mailand) benötige eine „kritische Reflexion“. Die Kritik sollte nicht „isoliert“ betrachtet werden.

Die Privatuni hat bis Anfang Oktober Zeit, Stellung zu nehmen. „Wir werden alle Fragen zufriedenstellend beantworten“, sagt SFU-Rektor Alfred Pritz. Im November wird mit der Entscheidung der AQ Austria gerechnet. Die SFU kann diese am Bundesverwaltungsgericht beeinspruchen. In der Steiermark sorgt das nun für Sorgenfalten: Das Land finanziert seit dem Frühjahr ein Medizin-Stipendium für 60 Studierende im Wert von neun Millionen Euro. Die Grünen wollen das nun im Sonderlandtag am Donnerstag thematisieren.

(red.)

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