Die deutsche Waffendebatte kocht wieder auf. Die Sozialdemokraten bremsen – und untergraben so den Wunsch einer deutschen Führungsrolle für Europa.
Beginnen wir mit einem Gedankenexperiment: Stellen wir uns vor, Joe Biden hätte die US-Präsidentschaft knapp nicht gewonnen. Am 24. Februar 2022, dem Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine, wäre dann Donald Trump im Weißen Haus gesessen. Ein unberechenbares Enfant terrible, das den Kreml-Chef, Wladimir Putin, als „smart“ und „ausgebufft“ bezeichnete und seinen Angriffskrieg „genial“ nannte. Unvorstellbar?
Dann vielleicht so: In zwei Jahren wählen die US-Amerikaner. Biden ist unbeliebt, das Land zerstritten. Nicht ausgeschlossen, dass der Rechtspopulist Trump oder ein Wiedergänger, ein Trump 2, den Sieg holt. Gut möglich auch, dass in zwei Jahren noch immer Krieg in Europa ist. Andere Schauplätze wie die armenisch-aserbaidschanische Grenze zeigen: Die Welt bewegt sich auf eine andauernde Konfliktordnung zu, statt in die für Europäer vertraute Friedensordnung zurückzurutschen. Was macht die EU, sollte eine US-Regierung beschließen, sich nicht mehr für Europa zuständig zu fühlen?