Albertina-Chefkurator Christof Metzger entdeckte in Dürers Heimat Nürnberg eine neue Zeichnung des Meisters. Den Wiener Steffl-Dürer schreibt er ihm übrigens nicht zu.
Ein wenig sieht das Blatt aus wie das Ergebnis des surrealistischen Gesellschaftsspiels „Cadavre Exquis“, köstliche Leiche: Dabei beginnt einer am Fuß des Papiers zu zeichnen, knickt um, dann zeichnet der Nächste blind weiter, knickt um etc. In diesem Fall scheint derlei niemand Geringerer als Albrecht Dürer gespielt zu haben, mit sich selbst – einem steinigen Boden setzte er ein faltiges Gewand wie einen Felsen auf, es folgen fliegende Frauenlocken, gekrönt wiederum von einem Berggipfel (siehe Abb.).
Als zu wirre Aneinanderreihung dem Genie des Meisters aus Nürnberg nicht zumutbar, wurde das schmale Blatt aus den städtischen Nürnberger Museen seit Friedrich Winklers Dürer-Zeichnungs-Katalog 1936 als Fälschung abgetan. Bis es unlängst dem Albertina-Chefkurator Christof Metzger mit seinem phänomenalen Bildgedächtnis unterkam. Bis dieser es umdrehte. Und am Rand der bisher unpublizierten Rückseite den kopflosen Körper eines Betenden nicht nur entdeckte, sondern erkannte! Er wusste, wo der Kopf des knienden Hirten sich befand: Ebenfalls auf einer Rückseite, jener der von zwei Engeln gekrönten Maria im British Museum. Eindeutig zugeschrieben Albrecht Dürer persönlich.