In einer Grenzstadt im Nordwesten Chinas berichten Bewohner von medizinischer Unterversorgung und Hunger. Viele dürfen seit Wochen ihre Wohnungen nicht verlassen.
Die Online-Videos, die die Bewohner aus der nordwestlichen Grenzstadt Yining posten, rufen erneut die Schrecken der chinesischen Lockdown-Maßnahmen wach. In einer Aufnahme ist zu sehen, wie eine Mutter, die kurz zuvor im Krankenhaus entbunden hat, mit ihrem Neugeborenen verzweifelt vor ihrer verschlossenen Wohnanlage um Einlass bettelt. Auf anderen Clips, gefilmt mit einer Smartphone-Kamera, berichtet ein Vater unter Tränen, dass seine drei Kinder seit Tagen nichts mehr gegessen hätten.
Seit knapp anderthalb Monaten ist Yining, an der Landesgrenze zu Kasachstan gelegen, bereits im Lockdown. Eine offizielle Notiz darüber gibt es zwar nicht, denn in der ideologisch geblümten Sprache der Kommunistischen Partei handelt es sich bei den Coronamaßnahmen lediglich um eine „Ruhephase“ oder „statisches Management“. De facto jedoch kann ein Großteil der rund 400.000 Bewohner ihre Wohnungen nicht mehr verlassen – und ist auf staatliche Lebensmittellieferungen angewiesen.