Erfolg international

Oliver Glasner: Höhenflug trotz Bodenhaftung

(c) UEFA via Getty Images
  • Drucken

Der Fußballtrainer, 48, schrieb mit Eintracht Frankfurt Geschichte. In die Welt des Glitzers und Glamours passt der Oberösterreicher so gar nicht.

Österreich verfügt über eine begabte Generation von Fußballtrainern, einer unter ihnen sticht seit dem 18. Mai 2022 aber besonders hervor. An jenem Tag gewann Oliver Glasner mit Eintracht Frankfurt durch einen Finalsieg im Elfmeterschießen über die Rangers aus Glasgow die Europa League und damit als erster Österreicher seit Ernst Happel (1983 mit Hamburger SV) einen internationalen Titel. Der Erfolg der Deutschen hatte freilich viele Väter, in Frankfurt aber war man sich nach Tagen und Nächten des Feierns einig, wem der größte Dank galt. Glasner hatte es gleich in seiner ersten Saison als Eintracht-Trainer geschafft, eine sich im Umbruch befindliche Mannschaft zu einer unwiderstehlichen Einheit zu formen und zum ersten europäischen Titel seit 42 Jahren zu führen.
Ein Team, das ist eines der unverhandelbaren Credos des 48-Jährigen, müsse sich immer über Teamgeist definieren. Das Führen von Gruppen ist ein natürliches Talent des 48-Jährigen, bei dem der zwischenmenschliche Aspekt zu keinem Zeitpunkt zu kurz kommt. Schließlich gehe es im Fußball um sehr viel mehr als Tore, Vorlagen und Zweikämpfe.

Dass Glasner als Trainer für Höheres berufen sein könnte, hatte sich schon während seiner Zeit in Österreich abgezeichnet. Aus dem Lask, einem strauchelnden Traditionsverein in der zweithöchsten Spielklasse, machte er innerhalb von drei Jahren die zweitstärkste Kraft des Landes. Der ehemalige Verteidiger vermittelte den Linzern in seiner gewohnt ruhigen und zugleich eindringlichen Art eine höchst attraktive Spielweise, die zwischenzeitlich selbst dem nationalen Branchenprimus imponierte. Bevor Glasner den Weg des Fußballlehrers einschlug, stieg er als Spieler zu einer Institution bei der SV Ried auf. Mit der Ausnahme eines Intermezzos beim Lask (drei Spiele) verbrachte er seine gesamte Karriere bei den Innviertlern, mit 571 Einsätzen ist er Rekordspieler. Es wären noch einige Partien mehr geworden, hätte sich Glasner am 31. Juli 2011 im Duell mit Rapid nicht eine folgenschwere Kopfverletzung zugezogen. Was zunächst nur nach einer leichten Gehirnerschütterung aussah, entpuppte sich wenige Tage später vor einem Europacup-Auswärtsspiel in Dänemark als Subduralhämatom, einer Gehirnblutung, die tödlich hätte enden können. Noch in Dänemark wurde Glasner notoperiert. Drei Wochen später beendete er seine Laufbahn. „Das Schicksal hat es noch einmal gut mit mir gemeint.“

Der Zwischenfall hatte Glasner geprägt, er lässt ihn seither anders auf das Leben blicken. So habe er gelernt, „sich nicht über jeden Quatsch aufzuregen“. In die Welt des Glitzers und Glamours, zu der sich der Fußball mehr und mehr entwickelt, passt der Familienvater im Grunde so gar nicht. Sehr wohl aber passt er nach Frankfurt, wo man geerdete Typen wie ihn liebt. In Frankfurt spielt Glasner nicht den Unnahbaren, er geht gern zu Fuß von seiner Wohnung in die Altstadt, trinkt dort seinen Kaffee. Und wenn ihn Fans dann ansprechen, nimmt er sich Zeit. „Solang die Leute mich nicht für eine halbe Stunde vereinnahmen wollen, ist das doch eine schöne Sache.“

Das Voting für „Österreicher:innen des Jahres“ finden Sie unter: www.diepresse.com/austria22

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.