Brüssel-Briefing

Die Verpackungs­künstlerin Ursula von der Leyen

Ursula von der Leyen
Ursula von der Leyen REUTERS
  • Drucken

Ursula von der Leyen optimiert ihr Image so gekonnt wie keiner ihrer Vorgänger an der Spitze der Europäischen Kommission. Doch hinter der Hochglanzpolitur herrscht inhaltliche Beliebigkeit - und ein allzu deutlich erkennbares persönliches Karrierekalkül.

Wer Augen hat zu sehen, für den war es am Mittwoch einmal mehr glasklar: mit Ursula von der Leyen ist die Europäische Kommission im 21. Jahrhundert angekommen. Zumindest, was den Umgang mit dem eigenen Image, den sozialen Medien, dem Schaffen von wirkmächtigen Bildern betrifft. Die Einladung der ukrainischen Präsidentengattin Olena Selenska war ein pfiffiger PR-Coup, gleich darauf mit ihr nach Kiew zu Gatte Wolodymyr Selenskij zu reisen, dessen konsequente Fortsetzung. Böse Zungen würden an dieser Stelle einwenden, mit dem Blitztrip aus dem Elsass in die Ukraine entzog sich von der Leyen einmal mehr kritischen Journalistenfragen - allen voran Fragen nach ihren Vorschlägen zur Eindämmung der Strompreise, die nach Ansicht vieler Fachleute zu kurz greifen. Und was wurde aus dem Preisdeckel für russisches Gas, den von der Leyen erst vor einer Woche spontan verkündet hatte? Erraten: nichts.

Doch man muss es der am Ende ihrer politischen Karriere in Berlin am Tiefpunkt der öffentlichen Meinung angekommenen und von diversen Skandälchen verfolgten ehemaligen Verteidigungsministerin zugute halten: sie versteht das Spiel mit den Medien in einer postmodernen Welt, wo die slicke Story auf Instagram politisch im Augenblick mehr wiegt als der gediegene europapolitische Plan. Man möchte sich nicht ausmalen, wie ihre Vorgänger Jean-Claude Juncker, José Barroso oder Romano Prodi von der Rasanz der neuen digitalen Ereigniskultur überrollt worden wären.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.