Seit Monaten kursieren Gerüchte: Dass Kušej um zwei Jahre verlängert wird. Oder ihm eine Frau folgen soll.
Es ist soweit. Jedenfalls läutete am Donnerstag der gesetzlich nötige nächste Schritt die Nachfolgediskussionen um Martin Kušej ein. Der Posten der künstlerischen Geschäftsführung des Burgtheaters ab 1. September 2024 wurde ausgeschrieben. Auf „bis zu fünf Jahre“ – eine Standardformulierung.
Aber sie macht das am häufigsten kolportierte Szenario möglich: Kušejs Verlängerung zumindest um zwei Jahre. Obwohl er sich in der (grünen) Kulturpolitik vor allem in Corona-Zeiten keine allzu großen Freunde gemacht hat – zu verhalten wirkte sein Agieren, vor allem im Vergleich zur Wiener Staatsoper. Bogdan Roscics bis 2025 laufender Vertrag wurde dementsprechend schon im Juni bis 2030 verlängert.
Doch nicht nur Kušejs häufige Abwesenheit wurde moniert. Auch künstlerisch wird sein Programm differenziert beurteilt. Restlos begeistert hört und liest sich jedenfalls anders an. Intern soll die Stimmung außerdem zu wünschen übrig lassen, naturgemäß weniger bei den Schauspiel-Lieblingen, dafür in den technischen Bereichen, hört man. Trotzdem: Nur eine einzige Amtszeit als Burgtheaterdirektor wäre ein schwerer Affront. Noch dazu, wenn in diese zwei Corona-Jahre gefallen sind. Und das Ende der Direktion so knapp vor der Pensionsreife zu liegen kommt: Kušej ist Jahrgang 1961. Er kündigte bereits an, sich wieder zu bewerben.
Nun ist die Ausschreibung veröffentlicht. Die Formulierungen sind großteils wortgleich mit der von 2017. Neue Gewichtungen werden auf „zukünftige Themen“ wie Nachhaltigkeit, Fairness und Compliance gelegt. Ausdrücklich wird gefordert, „innovative Ansätze“ zur Gewinnung neuer Publikumsgruppen sowie „der Einbindung der Mitarbeiter:innen durch integrative Führung“ vorzulegen. Frauen werden – in Bundesgesetzen obligat – nachdrücklich zur Bewerbung eingeladen.
Die Ausschreibung detailliert zu studieren, kann in Wien interessant sein. Gilt hier doch der politische Grundsatz: Sobald sie da ist, ist die Entscheidung bereits gefällt. Für die ist vor allem Kultur-Staatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) zuständig. Wenn Mayer nun, wozu sie in der Personalpolitik ohnehin tendiert, eine Frau zur neuen Burgtheaterdirektorin macht, fände man kaum Argumente dagegen.
Frey, Roetzer und Hering
Dabei fallen die immer selben Namen. Zunächst: Barbara Frey, Intendantin der Ruhrtriennale, die eben erst im Akademietheater mit ihrer Inszenierung von „Das weite Land“ reüssierte. Sie soll aber abgeneigt sein, bisher. Starkes Interesse wird hingegen der Direktorin des Landestheaters Niederösterreich, Marie Roetzer nachgesagt. Und Bettina Hering, deren Vertrag als Schauspielchefin der Salzburger Festspiele nächstes Jahr endet.
Nicht zu vergessen sind auch zwei Männer mit starken Burgtheater-Banden: Sowohl Andreas Beck als auch Joachim Lux waren hier Dramaturgen. Der eine leitet seit 2019 in der Nachfolge Kušejs das Residenztheater in München, der andere seit 2009 das Thalia Theater in Hamburg.
(red.)