Kritik

Roncalli in Wien: Wenn sich Neues in die Sinne senkt

(c) BERTRAND GUAY
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Bis 9. Oktober gastiert der Circus Roncalli in Wien: Das neue Programm ist auch der bildenden Kunst gewidmet, was sich mal mehr, meist weniger zeigt. Dann aber sogar als subtile Bauhaus-Ballett-Parade.

Als strömender Regen dann ausgerechnet bei der großen Parade der Clowns – des grotesken, des klugen und schönen, des jungen naiven – aufs Zirkusdach zu trommeln begann, kam doch noch Gänsehautstimmung auf. Nicht der Kälte wegen: Warm war es zur Genüge im Zirkuszelt am Rathausplatz, einer Himmelskuppel der hinreißendsten Eskapismuspoesie der Moderne, entstanden im industrialisierten England Mitte des 18. Jahrhunderts. In Österreich ist die Form des künstlerischen Zirkus eng mit dem Namen Roncalli verbunden, nicht umsonst wurde dessen Konzept 1975 beim Avantgardefestival Steirischer Herbst präsentiert. Premiere des ersten Programms war dann im Jahr darauf in Bonn, es trug den Titel „Größte Poesie des Universums“. Und ja – da war André Heller daran beteiligt.

Hellers Partnerschaft mit Roncalli-Gründer Bernhard Paul löste sich bald, dafür nachhaltig, in Schwierigkeiten auf. Darüber kann man einiges nachlesen; ab 10. Oktober wohl auch in der neuen Biografie des ehemaligen Magazin-Grafikers Paul – „Meine Reise zum Regenbogen“ –, die im Brandstätter Verlag erscheint. Das Nahgefühl zur bildenden Kunst ist diesem allerdings geblieben. Auf die köstliche Spitze getrieben hat die Verschmelzung zeitgenössischer Kunst und circensischer Darbietung allerdings Heller in „Luna Luna“, dem „Jahrmarkt der zeitgenössischen Kunst“ 1985. Für eine breitere Masse an Zirkusbesuchern wohl zu speziell.

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