Regisseur Ulrich Seidl wird vorgeworfen, beim Dreh von "Sparta" minderjährige Laiendarsteller zu unangenehmen Szenen gedrängt zu haben. Am Sonntag wird er beim Filmfestival von San Sebastian erstmals gezeigt.
Mit Spannung blickt man hierzulande auf das am Freitagabend eröffnende Internationalen Filmfestival von San Sebastian, denn am Sonntagabend wird hier jener österreichische Film gezeigt, über den in den vergangenen Wochen am hitzigsten debattiert wurde: Ulrich Seidls "Sparta", das Pendant zu Seidls im Frühjahr präsentiertem Werk "Rimini". In dem Film mit Georg Friedrich in der Hauptrolle geht es um einen Mann mit pädophilen Neigungen. Im deutschen Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" wurden Vorwürfe erhoben, Seidl habe die minderjährigen rumänischen Laiendarsteller des Werks ohne ausreichende Betreuung und Unterrichtung der Familien zu Szenen rund um Alkoholismus, Gewalt und Nacktheit gedrängt.
Seidl wies die Vorwürfe aufs Schärfste zurück. Nun äußerte sich auch San-Sebastian-Festivaldirektor José Luis Rebordinos zur Debatte: Er freue sich auf Sparta, sagte er, denn "es ist nicht nur eine von Seidls besten Arbeiten überhaupt. Mit der Premiere werden hoffentlich auch die ganzen Debatten um die Dreharbeiten endlich in den Hintergrund treten.“
„Es ist ein herausragender, sehr eleganter Film und alles, was den Betrachter verstören oder schockieren könnte, ist im Off", so Rebordinos. Er akzeptiere die Entscheidung, des Filmfestivals in Toronto, den Film nach Aufkommen der Anschuldigung aus dem Wettbewerb gestrichen zu haben. Dennoch warnt er: "Es wird gefährlich, wenn Filmfestivals aufgrund medialen Drucks und bloßer Anschuldigungen ohne Belege anfangen, vom Schuldprinzip und nicht vom Unschuldsprinzip auszugehen." Deshalb habe er den Film auch im offiziellen Wettbewerb belassen.
Preis in Deutschland wird nicht an Seidl verliehen
Einen teils anderen Weg als San Sebastian hat indes das Filmfest Hamburg bestritten. Hier zeigt man zwar "Sparta" als Deutschlandpremiere am 5. Oktober. Von der ebenfalls im Rahmen des Festivals geplanten Verleihung des Douglas Sirk Preises an Ulrich Seidl nahm man hingegen Abstand. "Bezüglich des Douglas Sirk Preises haben wir uns dazu entschieden, den Preis nicht zu verleihen, da die aktuellen Vorwürfe gegen die Produktion eine Preisverleihung überschatten würden", heißt es in einem Statement der Festivalleitung. Den Film betreffe dies explizit nicht: "Es ist ein sehr einfühlsamer Film über ein besonders schwieriges und tabuisiertes Thema."
(APA)