Azelia Opak gelingt in Wiener Neustadt eine packende, straffe Inszenierung von William Shakespeares Spätwerk.
Ein goldenes Tor versperrt bis auf zwei schmale Blickachsen links und rechts die Sicht auf den Großteil der Bühne in den Kasematten Wiener Neustadts, die Felix Huber praktisch gestaltete: An der Rampe seitlich Blöcke, das vorn glänzende, drehbare Tor ist hinten schwarz wie die Nacht. Dort geht es schmutzig zu, waten Krieger im Rindenmulch, darf der Sieger im Kampf einen Spiegel, der die Rückseite der Bühne in diesem Gewölbekeller bedeckt, ausgiebig mit Blut beschmieren.
Zuvor aber bieten Boglarka Bako und Marie Schmidt dort, halb versteckt, auf ihren Streichinstrumenten Passagen aus Ludwig van Beethovens „Coriolan“-Ouvertüre. Immer wieder erklingt diese Musik, wie für Zwischenspiele. Das passt zur ersten Herbst-Premiere bei Europa in Szene, dem Theaterfestival der Wortwiege, das diese Woche begann, mit einer auf hundert Minuten gestrafften Fassung von William Shakespeares letzter, 1608 verfasster Römer-Tragödie.