Tsitsi Dangarembga.
Literatur

Berühre keine weiße Haut!

Tsitsi Dangarembgas Roman „Verleugnen“ zeigt die harte Realität der kolonialen afrikanischen Welt.

Seit Jahrzehnten setzt sich die 1959 geborene Schriftstellerin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga gegen Gewalt und Korruption in ihrer Heimat Simbabwe ein. Dort wird ihr Engagement nicht gern gesehen – seit zwei Jahren läuft ein zermürbender Prozess gegen die Autorin.

In Deutschland wurde Dangarembga für ihre autobiografisch gefärbte Romantrilogie rund um die Protagonistin Tambudzai Sigauke – eine junge Frau, die sich gegen patriarchale Strukturen und koloniale Unterdrückung zu behaupten sucht – 2021 der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen. Die Auszeichnung kam für viele überraschend, war doch im deutschen Sprachraum bisher noch relativ wenig über ihr Werk bekannt. Nun wurde der zweite Teil von Dangarembgas international viel beachteter Trilogie unter dem Titel „Verleugnen“ von Anette Grube ins Deutsche übersetzt. Zeitlich ist dieser Anfang der 1980er-Jahre angesiedelt, als Simbabwe die Unabhängigkeit erklärte.

War die Freude am Ende von „Aufbrechen“, dem ersten Teil der Trilogie, noch groß, als der jungen Ich-Erzählerin die Aufnahme in das renommierte Young Ladies' College of the Sacred Heart, einer von weißen Nonnen geführten Missionsschule, gelang, wird sie nun mit der bitteren Realität einer kolonialen und rassistischen Gesellschaft konfrontiert. Ihr Ziel, als Jahrgangsbeste abzuschneiden, erreicht sie, aber der Platz in der Ehrenliste der Schule ist trotzdem einem weißen Mädchen vorbehalten.

Entfernt von ihrer Herkunft

Auch sonst ist es mit der scheinbaren Inklusion im College nicht weit her. Während die Aufnahme von fünf Schwarzen Schülerinnen von der Schulleitung als Akt der Nächstenliebe zelebriert wird, wohnen diese in einem abgelegenen Zimmer, das von den Lehrerinnen abfällig als „afrikanischer Schlafsaal“ bezeichnet wird. Das Berühren weißer Haut ist den Mädchen strikt verboten.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.