„Graf Zeppelin“ über Wien am 2. Mai 1929.
Flugobjekte

Graf Zeppelin über dem Bodensee

Am Startplatz Friedrichshafen werden seit weit über hundert Jahren Zeppeline gebaut. 2022 ist dabei ein besonderes Jahr: Vor 25 Jahren, am 18. September 1997, startete zum ersten Mal nach jahrzehntelanger Pause wieder ein neu gebautes Luftschiff in den Himmel.

Nähert man sich dem Bodensee, wird gelegentlich ein länglicher Tropfen in der Luft sichtbar; begleitet wird dieser ungewöhnliche Anblick von sanftem Brummen. Ein Luftschiff ist es, sein Startplatz Friedrichshafen; hier werden seit weit über hundert Jahren Zeppeline gebaut. 2022 ist dabei ein besonderes Jahr: Vor 25 Jahren, am 18. September 1997, startete zum ersten Mal nach jahrzehntelanger Pause wieder ein neu gebautes Luftschiff in den Himmel. Bereits seit 1988 hatte man überlegt, ob es in der heutigen Zeit die Chance gibt, die „sanften Riesen“ auferstehen zu lassen; 1993 wird die Zeppelin Luftschifftechnik GmbH gegründet – abermals in der Stadt am Bodensee, in der schon vor 100 Jahren Abenteuerlust auf Hochtechnologie traf.

Um 1900 begann hier der Traum eines Mannes, mit riesigen Schiffen in die Luft zu steigen und die Welt zu erfahren – die Vision des Grafen Zeppelin begeisterte eine Generation. An der Schwelle zum 20. Jahrhundert erhob sich ein filigranes Kunstwerk über dem Bodensee, getragen von Wasserstoffgas und von den gemeinsamen Träumen einer technikbegeisterten Generation. Es waren erste Schritte in eine Zeit, in der eine neue Religion den Glauben der Menschen erobert: Die Technik versprach die Erlösung von bisherigen Beschränkungen, Ingenieure wie Graf Zeppelin wurden verehrt wie neue Götter. 20 Jahre lang hatte er mit unermüdlichem Eifer an der Verwirklichung seiner Vision gearbeitet, sich verschuldet, Rückschläge ertragen. Des Grafen Ideen wurden anfangs nicht ernst genommen. Erst nach zwei Jahrzehnten Überzeugungsarbeit konnte mit dem Kapital einiger Industrieller ein erstes Schiff gebaut werden. Am Abend des 2. Juli 1900 wurde der Traum wahr: Das „Luftschiff Zeppelin 1“ stieg über dem Bodensee in den Himmel. Trotz seiner riesenhaften Größe war das Schiff von ungeheurer Zartheit, das Gerüst im Inneren ein Meisterstück filigraner Handarbeit. Zwei weitere Fahrten gab es, dann waren sowohl Gasvorrat als auch Kapital erschöpft. Von der Fachwelt wurden die ersten Versuche vernichtend kommentiert. Kaum geboren, schien die Idee dem Untergang geweiht. Aufrufe zur Unterstützung brachten vorerst keine Ergebnisse, erst eine Erbschaft seiner Ehefrau sowie die Zusage von teils kostenlosen Materiallieferungen ermöglichten einige Jahre später einen Neubeginn. Der verlief wieder glücklos: Trotz verbesserter Konstruktion endeten die beiden Aufstiege von LZ2 tragisch.

Ein frühes Crowdfunding

Mit aus heutiger Sicht unfassbarem Enthusiasmus und Durchhaltewillen arbeitete der Graf an seinem Traum weiter, nach weiteren Misserfolgen sah Graf Zeppelin sein Lebenswerk vernichtet. Diesmal sprang das fanatisch patriotische deutsche Volk ein und überhäufte den Grafen mit Geldspenden: Ein frühes Crowdfunding ermöglichte nun immer neue Luftschiffe. Weiterhin waren sie aber zu wenig zuverlässig – Abstürze waren an der Tagesordnung, der geplante regelmäßige Linienverkehr konnte nicht verwirklicht werden.

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