Wer trägt die Kosten der Energiekrise? Auf diese Frage läuft es in der Herbstlohnrunde hinaus. Gesucht ist ein Kompromiss, den die Menschen verstehen.
Wien. Sechs Prozent mehr Lohn – die Gewerkschaft nannte es einen „Paukenschlag“: Mit dieser Forderung starteten im Frühling die Verhandlungen über die Löhne in der Elektroindustrie. Historisch betrachtet war das ein Klacks. In den 1970er-Jahren, als die Inflationsraten so hoch waren wie heute, gab es für Industriefacharbeiter mitunter Lohnerhöhungen um bis zu 25 Prozent. Am Montag starten die Lohnverhandlungen für die rund 200.000 Metaller. Sie gelten immer noch als richtungsweisend für andere Branchen. So viel wie in den 1970er-Jahren wird die Gewerkschaft nicht fordern. Aber sie wird auch in diese Verhandlungen mit einem Paukenschlag gehen. In Arbeitgeberkreisen rechnet man fest mit einer Lohnforderung in zweistelliger Höhe.
Die jährliche Metallerlohnrunde ist ein einstudiertes Schauspiel mit fest verteilten Rollen. Aber heuer wurde die Szenerie besonders sorgsam aufbereitet: Vorige Woche berief der Gewerkschaftsbund 300 Verhandler zu einer Auftaktkonferenz ein, zu deren Abschluss der ÖGB-Chef einen Mindestlohn von 2000 Euro brutto forderte. Für die Metaller ist das zwar irrelevant, denn die verdienen durchwegs längst mehr. Ein Signal an die Arbeitgeber war es aber allemal. Die Gewerkschaft Vida kündigte an, ihre Lohnrunde für 500.000 Beschäftigte von 2023 auf diesen Herbst vorzuziehen – verbunden mit der Ansage, „keine Arbeitskonflikte“ zu scheuen. Und für Samstag ruft der ÖGB zur österreichweiten Großdemonstration.