Reifere Frauen erleben die Schwangerschaft meist bewusster und leben gesünder als jüngere, um Komplikationen zu vermeiden. Dennoch steigt mit dem Alter der werdenden Mutter das Risiko für Fehlgeburten und Chromosomenanomalien.
Linda kann aufatmen. Vor wenigen Tagen hat sie der Gynäkologe angerufen. Der genetische Bluttest der Schwangeren zeigt keine Auffälligkeiten – sie erwartet ein gesundes Kind. Dennoch hat die 42-Jährige ein mulmiges Gefühl: Statistisch gesehen ist das Risiko einer Fehlgeburt in ihrem Alter weit höher als bei jungen Gebärenden. Deshalb hat Linda neben ihrem Partner bis jetzt nur ihrer Mutter und ihrer besten Freundin davon erzählt. Sie ist zwar schon in der 14. Woche, will sich aber noch ein wenig Zeit lassen, die ebenso erfreulichen wie überraschenden Nachrichten zu verbreiten: Denn dass sie überhaupt schwanger werden würde, damit hatte Linda nicht mehr gerechnet. Mit ihrem Partner ist sie seit knapp zwei Jahren zusammen, und beide haben sich darauf geeinigt, das Thema Familienplanung mehr oder minder als abgeschlossen zu betrachten – nach dem Motto: „Wenns passiert, passiert's.“
Der Gynäkologe hatte Linda wenig Hoffnung auf eine natürliche Empfängnis gemacht. Umso größer war die Freude, als es doch passierte. Die werdende Mutter stellte ihre Lebensgewohnheiten um, ernährt sich gesünder, vermeidet Stress und geht regelmäßig zur Untersuchung beim Frauenarzt. In der Öffentlichkeit nimmt sie die Maske kaum ab. „Ich denke, dass ältere Schwangere die Zeit bewusster erleben, sich aber auch mehr Sorgen machen“, sagt sie. Denn es könnte ja die letzte Chance sein, ein Baby zu bekommen. „Doch als reifere Frau fällt es mir auch leichter, mich darauf einzulassen, was mein Körper braucht. Wenn ich ein Abendessen bei Freunden versäume, ist das kein Drama. Was zählt, sind einzig meine Bedürfnisse. Diese Gelassenheit haben ältere Gebärende den Jüngeren voraus.“