Serie Klima:Wandel

Die Hitze lässt Exporte schmelzen

Durchschnittlich 13 Grad sind für wirtschaftliche Verhältnisse in einem Land ideal.
Durchschnittlich 13 Grad sind für wirtschaftliche Verhältnisse in einem Land ideal. AFP via Getty Images
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Seit der Pandemie gilt eine Erkenntnis fast als „common sense“ durchgesetzt: Die alte Idee der internationalen Arbeitsteilung hat sich überholt.

In der Krise ist die Globalisierung final an ihre Grenzen gestoßen. Lockdowns und zerrissene Lieferketten haben den Strom an billigen Smartphones und Spielgeräten aus China in den Westen jäh unterbrochen. Der letzte Rest an Vertrauen in den globalen Handel zerbröselt gerade angesichts der – für Europa – neuen Erfahrung, dass als Nebenprodukt des Ukraine-Kriegs so grundlegende Dinge wie Kohle, Öl und Gas knapp werden. Folglich schmieden die Staaten nationale Autarkiepläne und rüsten sich für ihr neues Dasein als Selbstversorger. Die Globalisierung, immerhin über Jahrzehnte der beste Garant für niedrige Inflationsraten im Westen, spielt bei den Überlegungen kaum eine Rolle.

Die Reaktion ist verständlich, greift aber zu kurz. Denn trotz aller Nachrufe, die in den vergangenen zwei Jahren auf die Globalisierung geschrieben wurden, erzählen die harten Zahlen eine ganz andere Geschichte. Die anhaltenden Lieferengpässe in gewissen Branchen haben das Wachstum des Welthandels zwar gebremst. Dennoch handeln die Staaten nur zwei Jahren nach Ausbruch der Coronapandemie schon wieder um ein Zehntel mehr Waren als vor der Krise, so das Ergebnis des ersten DHL Trade Growth Atlas der NYU Stern School of Business.

China muss teilen lernen. Auch der prophezeite Untergang des Westens zeichnet sich in den Daten noch nicht ab. Die Schwellenländer konnten ihren Anteil am Welthandel bereits in den ersten zwölf Jahren nach der Jahrtausendwende von 24 Prozent auf 40 Prozent steigern. Seither hat sich am Kräfteverhältnis zwischen Industrienationen und Schwellenländern nichts mehr geändert. Wohl aber innerhalb der aufstrebenden Volkswirtschaften aus Asien selbst. Jahrelang sorgte China allein für ein Viertel des globalen Handelswachstums. Aktuellen Prognosen zufolge wird die Volksrepublik auch künftig das stärkste Wachstum aufweisen, sein Anteil am weltweiten Handelswachstum wird sich jedoch auf 13 Prozent halbieren. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich die USA und Europa ein Stück weit von China lösen wollen. Die größten Profiteure in der Region dürften Vietnam, Indien und die Philippinen sein.

Der Krieg in der Ukraine und die drohende Rezession der Weltwirtschaft drücken zwar auch die Aussichten für den globalen Handel. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognose diesen Sommer bereits zum zweiten Mal im heurigen Jahr nach unten revidiert. Dennoch dürfte der Welthandel heuer und auch im kommenden Jahr deutlich schneller wachsen als im Schnitt der letzten Dekade.

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