Staatsgäste aus aller Welt sind in London eingetroffen, um der Queen die letzte Ehre zu erweisen. Die Zeremonie wurde seit Jahrzehnten bis ins Detail vorbereitet.
Mehr als eineinhalb Wochen nach ihrem Tod wird die britische Königin Elizabeth II. am Montag beigesetzt. In der Früh wurden die Türen der Westminster Abbey in London geöffnet und die ersten schwarz gekleideten Gäste passierten die Eingangskontrolle, wie auf TV-Bildern zu sehen war. Zur Trauerfeier um 12.00 Uhr MESZ werden rund 2000 Gäste erwartet, darunter Dutzende Staats- und Regierungschefs wie US-Präsident Joe Biden und Bundespräsident Alexander Van der Bellen.
Einer der ersten eintreffenden Besucher war das britische Kabinettsmitglied Nadhim Zahawi. Zuvor hatten in der Früh nach gut vier Tagen die öffentliche Aufbahrung der Queen in der Westminster Hall des Parlaments geendet. Noch in der Nacht auf Montag waren viele Menschen in das älteste Gebäude des britischen Parlaments geströmt, um der Königin die letzte Ehre zu erweisen. Die Warteschlange war aber schon am Sonntagabend gegen 22.40 Uhr für neu Ankommende geschlossen worden. Viele, die nach langem Warten nicht mehr zugelassen wurden, zeigten sich enttäuscht. Medien zufolge waren einige in Tränen aufgelöst.
Seit Mittwoch war der Sarg im Parlament aufgebahrt gewesen. Tausende Menschen hatten sich in die kilometerlange Schlange eingereiht und viele Stunden Wartezeit auf sich genommen, um ihren Respekt zu zollen.

London im Ausnahmezustand
Die ausländischen Staatsgäste mussten nicht in der Schlange warten. Bundespräsident Van der Bellen war laut einer Sprecherin um 22 Uhr bei der öffentlichen Aufbahrung der Queen. Außerdem kondolierte er am Sonntagabend bei einem Staatsempfang im Buckingham Palace dem neuen Monarchen Charles III. und seiner Gemahlin Camilla.
Vor dem Staatsbegräbnis herrscht am Montag Ausnahmezustand in Großbritannien, fast überall blieben Schulen und Universitäten sowie Geschäfte und Pubs geschlossen. Hunderttausende Menschen wurden auf den Straßen Londons erwartet, die einen Blick auf den Leichenzug erhaschen wollen. An der Trauerfeier in der Westminster Abbey nehmen Staats- und Regierungschefs, gekrönte Häupter und Würdenträger aus aller Welt teil. Polizei, Geheimdienste und Anti-Terror-Einheiten koordinieren die wohl größte Sicherheitsoperation, die London je erlebt hat.
Ein Polizeisprecher erklärte, die Aufgabe sei "enorm komplex" und mit nichts in der Geschichte der Stadt vergleichbar - nicht einmal mit dem Platin-Jubiläum der Queen in diesem Juni oder den Olympischen Spielen im Jahr 2012. Unter anderem waren kilometerlange Barrieren, der Einsatz von Überwachungsdrohnen, Motorradeskorten und Pferde- und Hundestaffeln geplant. Mehr als 10.000 Polizisten sollen für Ordnung sorgen. Auf den Dächern werden Scharfschützen positioniert.

Der Sarg der am 8. September im Alter von 96 Jahren verstorbenen Queen wird am Montag in mehreren aufwendig choreografierten Prozessionen zunächst vom Parlament in die Abbey gebracht - von dort geht es weiter zum Wellington Arch und nach einer Überführung per Leichenwagen nach Windsor in die St.-Georges-Kapelle des dortigen Schlosses. In einer Seitenkapelle der Kirche findet die Queen am Abend ihre letzte Ruhestätte an der Seite ihres im vergangenen Jahr gestorbenen Ehemannes Prinz Philip.
Bis zu einer Million Menschen erwartet
An den Trauerzügen durch London und Windsor nehmen neben Hunderten Militärangehörigen, Polizistinnen und Polizisten sowie Mitarbeitern des Gesundheitsdiensts NHS auch König Charles III. (73), Thronfolger Prinz William (40) und Prinz Harry (38) teil. Auch Prinz George (9) und Prinzessin Charlotte (7) nehmen an der Trauerfeier für ihre Urgroßmutter teil. Demnach schließen sich die beiden älteren Kinder von William und Prinzessin Kate (40) der Prozession hinter dem Sarg innerhalb der Kirche an. Die Royals werden dem Sarg zu Fuß durch die von Tausenden Menschen gesäumten Straßen folgen. In der Londoner Innenstadt werden zu dem Jahrhundertereignis bis zu einer Million Menschen erwartet.

Noch am Sonntagabend zeigte sich König Charles III. tief bewegt von der großen Anteilnahme am Tod seiner Mutter. "In den vergangenen zehn Tagen wurden meine Frau und ich zutiefst berührt von den vielen Botschaften der Anteilnahme und der Unterstützung, die wir aus diesem Land und der Welt erhalten haben", sagte der 73-Jährige einer Mitteilung des Palasts zufolge. Vor dem endgültigen Abschied von der Queen wolle er sich bedanken bei den "unzähligen Menschen, die solch eine Stütze und Trost für meine Familie und mich in dieser Zeit der Trauer waren", erklärte der König weiter.
Die britische Botschafterin in Wien, Lindsay skoll, zeigte sich indes "sehr berührt von der starken Anteilnahme in ganz Österreich". "Die vielen Beileidsbekundungen von offiziellen Vertreterinnen und Vertretern aus der österreichischen Politik, Diplomatie, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur haben mich überwältigt", unterstrich die Diplomatin. Besonderen Dank richtete sie an jene, die sich in das Kondolenzbuch eingetragen, Briefe und Nachrichten geschickt oder auch Blumen niedergelegt haben.
Das Staatsbegräbnis ist der Höhepunkt einer Trauerperiode mit einem Programm, das seit Jahrzehnten bis ins Detail vorbereitet wurde. Nachdem die Queen am 8. September auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral gestorben war, wurde der Sarg zunächst nach Edinburgh gebracht. Seit Mittwoch war der Sarg in der Westminster Hall für Trauernde zugänglich.
(APA/dpa)