Lohnverhandlungen

Kampfansage: Metaller fordern 10,6 Prozent mehr Lohn

Start der Herbstlohnrunde in der Wirtschaftskammer.
Start der Herbstlohnrunde in der Wirtschaftskammer. APA/HELMUT FOHRINGER
  • Drucken

Die Gewerkschaft fordert für die rund 200.000 Beschäftigten in der Metallindustrie eine Lohnerhöhung um 10,6 Prozent. Für die Arbeitgeber ist das ein „unvernünftiges und überzogenes Paket."

Die Gewerkschaft geht in der heurigen Herbstlohrunde aufs Ganze: Sie fordert für die rund 200.000 Beschäftigten in der Metallindustrie eine Lohn- und Gehaltserhöhung um 10,6 Prozent Prozent.

Die Inflation ist hoch, der Industrie ging es gut, man hat die öffentliche Meinung hinter sich - denn darauf, dass die Preissteigerungen belasten, können sich alle einigen. Die Lohnabschlüsse der Metaller haben nach wie vor Signalwirkung für andere Branchen.

Die Arbeitgeber seien in einer wirtschaftlich stärkeren Position als die Arbeitnehmer und müssten daher eine „ganz besondere Verwantwortung“ wahrnehmen“, sagte Rainer Wimmer, Chefverhandler der Gewerkschaft Pro-Ge. Die Vergangenen zwölf Monate seien sehr gut gelaufen und ermöglichten „einen Spielraum, dass wir deutlich über der Teuerung zu einem Gehaltsabschluss kommen“, sagte Karl Dürtscher, Chefverhandler der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA).

Die Arbeitgeber-Vertreter nannten die Forderung ein „unvernünftiges und überzogenes Paket.“ Man müsse auch berücksichtigen, dass der Staat einiges zur Unterstützung der Arbeitnehmer getan habe, sagte Arbeitgeber-Sprecher Christian Knill. „Wir müssen schauen, dass wir für beide Seiten einen gerechten und fairen Abschluss finden.“ 

Arbeitgeber setzen auf Einmalzahlungen

Am Montagvormittag trafen die Verhandler von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite wie üblich in der Wirtschaftskammer zusammen, wo die Gewerkschaft den Unternehmervertretern ihre Forderungen übergab. Die Verhandlungen finden in sechs Fachverbänden statt, der größte ist jener der metalltechnischen Industrie mit 134.000 Beschäftigten. Es wird getrennt verhandelt, die Gewerkschaft geht aber in allen Fachverbänden mit der gleichen Forderung an den Start und es gibt traditionell auch einen einheitlichen Abschluss.

Die Frage ist nun: Wird es heuer verstärkt Einmalzahlungen geben, wie von der Industrie gefordert - oder gelingt es der Gewerkschaft, den kompletten Inflationsausgleich oder vielleicht sogar noch mehr als prozentuelle Lohnerhöhung herauszuschlagen?

Kein Abschluss unter 6,3 Prozent

Die Gewerkschaft hatte im Vorfeld klargestellt, dass sie einem Abschluss unter der Inflationsrate von 6,3 nicht zustimmen wird. „Wir wollen einen Reallohnzuwachs“, sagte Pro-Ge-Chefverhandler Rainer Wimmer.

Zusätzlich gilt, dass zusätzlich zur Inflation ein Teil des Produktivitätszuwachses abgegolten wird. In der Regel ist das ein erster Streitpunkt: Die Gewerkschaft geht von den Produktivitätszuwächsen in der Industrie aus, die zuletzt gut waren. Die Arbeitgeber betrachten lieber das gesamtwirtschaftliche Produktivitätswachstum, wo es keine großen Sprünge gab.

Die Arbeitgeber hatten im Vorfeld deponiert, dass sie stark auf Einmalzahlungen setzen wollen. Sie erhielten dabei Unterstützung von der Bundesregierung, die Prämien von bis zu 3000 Euro pro Mitarbeiter und Jahr steuerfrei gestellt hat. „Das ungenützt zu lassen wäre ein Schwachsinn“, sagte Arbeitgebersprecher Christian Knill am Wochenende im Interview mit der „Presse“.

Der Vorteil von Einmalzahlungen für die Industrie ist, dass sie die Unternehmen kostenseitig nur einmalig belasten. Das ist gleichzeitig auch der große Nachteil für die Beschäftigten: Sie erhalten die Zahlung eben nur einmal und nehmen die Lohnsteigerungen nicht in die Zukunft mit.

Erwartete Inflation spielt mit

Neben der Inflationsrate der zurückliegenden zwölf Monate geht es heuer aber auch um die aktuelle beziehungsweise die erwartete Inflation. Die Teuerung betrug im August laut Statistik Austria 9,3 Prozent. Für das Gesamtjahr erwartet das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) durchschnittlich knapp acht Prozent Teuerung. Wifo-Experte Josef Baumgartner geht davon aus, dass die Inflation möglicherweise noch heuer, spätestens aber im nächsten Jahr zweistellige Raten erreichen wird.

Die Industrie hat ein gutes Jahr hinter sich, verweist aber darauf, dass die Auftragseingänge seit dem Frühling rückläufig sind. Deutschland steuert auf eine Rezession zu, und auch die Wirtschaft in Österreich wird sich eintrüben. Außerdem lasten die hohen Preise für Energie und Vormaterialien wie Stahl auf den Unternehmen.

Neben der metalltechnischen Industrie werden die Löhne in der Gießereiindustrie (7000 Beschäftigte), Bergbau-Stahl (17.000 Beschäftigte), Nichteisen-Metallindustrie (7000 Beschäftigte), Fahrzeugindustrie (34.000 Beschäftigte) und in den Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen (2.500 Beschäftigte) verhandelt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Rainer Wimmer.
Interview

Gewerkschafter Rainer Wimmer: „Diese Profitgier ist abenteuerlich“

Man werde nicht unter der Inflationsrate abschließen, sagt der Metaller-Chefverhandler Rainer Wimmer.
Christian Knill.
Interview

Arbeitgeber-Sprecher Christian Knill: „Da müssen alle zusammenhalten“

Die Unternehmen können die Kaufkraft nicht allein sichern, sagt der Obmann der metalltechnischen Industrie, Christian Knill.
Kaufkraft

Was ist ein gerechter Lohn?

Wer trägt die Kosten der Energiekrise? Auf diese Frage läuft es in der Herbstlohnrunde hinaus. Gesucht ist ein Kompromiss, den die Menschen verstehen.
Inflation und Löhne

Industrie ruft nach „fairer“ Lohnrunde

Die Metalltechnische Industrie verbuchte 2021 Rekordzuwächse. Doch die Aussichten trüben sich ein, sagt Arbeitgeber-Sprecher Knill und fordert einen „nationalen Schulterschluss“ für die Lohnrunde.
 Schon im Vorjahr ging die Gewerkschaft mit hohen Forderungen in die Verhandlung. Doch nun liegt die Inflation über neun Prozent. Die Beschäftigten erwarten einen Lohnabschluss ohne Kaufkraftverlust.
Analyse

Eine Lohnrunde in Kriegszeiten

Die Gewerkschaft fährt vor der Metaller-Lohnrunde schwere Geschütze auf. Tatsächlich wissen die Verhandler auf beiden Seiten sehr gut um die große Bedeutung des friedlichen Kompromisses.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.