Neue Rekordwerte bei den deutschen Erzeugerpreisen und die Reaktion der Zentralbanken auf diese Teuerung erhöhen weltweit die Sorgen vor einer Rezession.
Wien. An Rekorde bei den monatlichen Inflationsraten hat sich die Welt in den vergangenen Monaten bereits gewöhnt, jene Zahl, die vom deutschen Statistischen Bundesamt am Dienstag vorgelegt worden ist, hat dann aber dennoch für Überraschung gesorgt: So sind die Erzeugerpreise in Europas wichtigster Volkswirtschaft im August um 45,8 Prozent angestiegen. Dies sei „der höchste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1949“, so die Statistiker. Von Ökonomen war im Vorfeld hingegen ein leichter Rückgang erwartet worden.
Die Teuerung
Die Erzeugerpreise sind jene Preise, die von den Unternehmen untereinander für Rohstoffe und Vorprodukte verlangt werden. Sie liegen bereits seit Längerem über den Inflationsraten und sind in Österreich auch nicht ganz so hoch wie in Deutschland (siehe Grafik). Dennoch gelten sie als Frühindikator für die Inflation. „Da wir bei den Erzeugerpreisen noch keine Entspannung sehen, wird es auch bei den Verbraucherpreisen in den kommenden vier bis sechs Monaten noch weitere Steigerungen geben“, sagt Josef Baumgartner vom Wifo. So lang dauere es in der Regel, bis die Preissteigerungen von den Unternehmen zu den Konsumenten wandern.Der größte Anstieg im Herbst werde zwar auch für die Konsumenten neuerlich direkt von der Energie kommen, da die meisten Versorger erst jetzt ihre Endkundenpreise anheben. „Die Inflation gewinnt aber auch immer mehr an Breite“, sagt IHS-Ökonom Klaus Weyerstrass. So würden immer mehr Gütergruppen von den steigenden Kosten erfasst. Er rechnet daher erst im ersten Quartal 2023 mit dem Höhepunkt der Inflation – mit einer zweistelligen Rate.