Klimainitiative

„Jammern habe ich mir gar nicht erst angewöhnt“

(c) Rabmer
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Als Chefin der Rabmer-Gruppe hilft die überzeugte Optimistin Ulrike Rabmer-Koller Betrieben, Umweltschutz und gute Gewinne zu vereinen. Mit Erfolg.

Bremser, Betonierer und Blockierer. Das sind noch die netteren Zuschreibungen, die Umweltschützern einfallen, wenn sie auf die Wirtschaftskammer angesprochen werden. Den Beweis, dass man mit derartigen Pauschalurteilen oft danebenliegt, liefert Ulrike Rabmer-Koller. 17 Jahre lang war die Unternehmerin aus Oberösterreich als Funktionärin in der Kammer aktiv. Zuletzt, bis 2020, als Vize-Präsidentin. Und ihr ging es dabei stets um eine Frage: Wie können die heimischen Unternehmen Klima und Umwelt schützen und dabei noch ein gutes Geschäft machen?

Um die Umwelttechnik-Branche voranzutreiben, initiierte sie den Cleantech-Cluster und das Netzwerk Ressourcen- und Energieeffizienz Oberösterreich. Vier Jahre lang war Rabmer-Koller Präsidentin des europäischen Verbands für Klein- und Mittelbetriebe, traf die Spitzen der EU und arbeitete an der europäischen Industriestrategie 2030 mit. „Schon damals habe ich gesagt: Europas Weg kann nur sein, eine Win-win-Situation für Umwelt und Wirtschaft zu schaffen“, erzählt sie. Dass nicht alle Wirtschaftsvertreter immer ihrer Meinung waren, sieht sie gelassen. „Ich habe mir das Jammern gar nicht erst angewöhnt.“

Inzwischen konzentriert sich die studierte Betriebswirtin wieder voll auf den Familienbetrieb, die Rabmer-Gruppe, deren Leitung sie schon mit 26 Jahren übernommen hat. Das ehemalige Bauunternehmen hat die überzeugte Optimistin konsequent in einen Green-Tech-Betrieb umgebaut. Das weltweit erfolgreiche Geschäft mit Rohrsanierungen wurde verkauft, stattdessen bietet die Firma nun Wassersparsysteme und Energie aus Abwasser und Abluft.

Ein Viertel der Wärme aus dem Kanal

Lange Jahre hat der niedrige Gaspreis viele Unternehmer abgeschreckt, in ökologischere Technologien zu investieren oder den Energieverbrauch zu reduzieren. Das ist nun vorbei. Wer Klima- und Umweltschutz heute noch als Kostenfaktor sehe, habe Entscheidendes verpasst: „Wir können alle Energie sparen, aber wissen oft nicht, wie es geht“, sagt sie. Eine der Lösungen aus ihrem Haus ist Energie aus Abwasser: Das warme Wasser aus Haushalten oder Betrieben landet oft ungenutzt im Kanal. Doch diese Wärme kann mittels Wärmepumpen zum Heizen und Kühlen genutzt werden. Vor allem im städtischen Bereich sehen Experten für diese Technologie großes Potenzial. Theoretisch könnten Kanalisation und Kläranlagen ein Viertel des heimisches Raumwärmebedarfs abdecken. Und dabei auch noch die Abhängigkeit vieler Haushalte und Unternehmen von ihren Öl-, Gas- oder Holzlieferanten beenden.

An Universallösungen glaubt Ulrike Rabmer-Koller aber nicht. „Ich bin eine absolute Verfechterin der Technologieoffenheit“, erklärt sie. Welche Lösung am besten zu einem Unternehmen passt, müsse von Projekt zu Projekt neu entschieden werden. Auch grüne Investitionen müssten sich rechnen – und das so rasch wie möglich. Nur dann seien Unternehmer auch zufrieden, reden darüber und bringen andere auf die Idee, ihnen zu folgen.

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