Quergeschrieben

Darf man sich über den Tod von Queen Elizabeth freuen?

Prominente bieten Raum für unsere Gefühle – gute wie schlechte. Wenn sie sterben, zeigt sich unser tabubehafteter Umgang mit dem Tod.

Die Queen ist tot, der Nachfolger steht fest, das Staatsbegräbnis ist vorüber, die Trauerbekundungen vollbracht, die Nachrufe geschrieben. Das Thema scheint „durch“, oder? Die Reaktionen auf den Tod der britischen Monarchin zeigen doch Grundsätzliches über den gesellschaftlichen Umgang mit Prominenten. Auf Elizabeths Tod folgte nämlich eine Welle der Empörung, die vor allem (aber nicht nur) in den sozialen Medien stattfand. Die moralisierende Zurechtweisung traf all jene, die das Ableben der Queen zum Anlass nahmen, um die Monarchie infrage zu stellen und auf das Erbe des britischen Kolonialismus aufmerksam zu machen.

Uju Anya, Professorin für Sprachwissenschaft an der US-Universität Carnegie Mellon, twitterte beispielsweise, sie hoffe, die Queen habe einen schmerzhaften Tod erlitten. Anyas Vorfahren stammen aus Nigeria, das bis 1960 eine britische Kolonie war. Während des Bürgerkriegs von 1967 bis 1970, als sich der Osten des Landes als „Biafra“ abspalten wollte, übte die nigerianische Zentralregierung dort Kriegsverbrechen aus. Zwei Millionen Menschen verhungerten, als die abtrünnigen Gebiete eingekesselt wurden. Die britische Regierung stellte sich auf die Seite der nigerianischen Regierung. Auch Anyas Verwandte waren unter den Opfern. Für die Professorin starb mit der Queen also ein Symbol des Krieges.

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