Kunst

Istanbul Biennale: Viele Worte und ein Weg ins Nichts

Sahir Ugur Eren
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Wie die Documenta setzt die Istanbul Biennale auf Künstler-Kollektive und regionale Probleme. Emotional intensive Werke findet man dort kaum. Bis 20. November.

Über 80 Prozent liegt die Inflationsrate in der Türkei. Trotzdem boomt der Tourismus, Istanbuls zentrale Einkaufsstraße Istiklal Caddesi ist gepackt voll. Man sieht auffallend viele vollverschleierte Frauen. Das seien vor allem arabische Touristinnen, erklärt ein Kellner, viele aus Saudiarabien, die neuerdings kein Visum mehr benötigen. Die Türkei gilt als vergleichsweise liberaler Staat in der arabischen Welt, dazu lockt die schwache Lira. Die Bevölkerung aber leidet unter der Inflation, viele Künstler seien schon aus Istanbul weggezogen, die Mieten seien nicht mehr zu zahlen, erzählt eine Künstlerin. Gleichzeitig findet gerade ein Run auf türkische Gegenwartskunst statt, manche Maler kommen mit dem Malen nicht mehr nach. Denn für ausländische Schnäppchenjäger ist die türkische Kunst gerade einladend billig. Angst vor Armut, Zorn auf die Politik bestimmen die Stimmung in Istanbul, fasst es der Kellner im Straßenlokal zusammen.

In dieser Situation eröffnete nun die 17. Istanbul Biennale. Aber sie behandelt nicht die Lage in der Türkei, nicht die politischen und militärischen Konflikte der Region, sondern Spartenprobleme aus aller Welt. Das sei eine gezielte Strategie, erklären die Kuratoren Ute Meta Bauer, Anwar Kanwar und David Teh: ein Umgehen von Zensur. „Können künstlerische Sprachen etwas sagen, was die Zeitungen nicht mehr können?“, fragt Bauer; „Kann eine Biennale wie eine Zeitung funktionieren?“, ergänzt Teh.

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