Medientage

Russischer Youtuber Katz nennt Putin "verrückt"

Noch sei Youtube in Russland frei – und dort spiele sich der Großteil des unabhängigen Journalismus ab, schilderte Maxim Katz bei den Medientagen in Wien.

Zum Abschluss des ersten der zwei Österreichischen Medientage in Wien sollte Markus Breitenecker, Geschäftsführer von ProSiebenSat.1 Puls 4, sprechen. Er "spendete" seinen Slot und statt ihm holte Puls 4-Infochefin Corinna Milborn den früheren russischen Oppositionspolitiker und Youtuber Maxim Katz auf die Bühne. Dieser gab Einblick in seine Arbeit in Zeiten des (Propaganda-)Kriegs.

Katz' Youtube Kanal verzeichnet Klicks in Millionenhöhe. Darauf versucht er, der russischen Propaganda rund um den Ukraine-Krieg etwas entgegenzusetzen. Laut eigenen Angaben erreicht er monatlich rund drei Millionen Russen mit einem oder mehreren seiner Videos - denn Youtube sei noch frei. Der Großteil des unabhängigen Journalismus spiele sich mittlerweile dort ab. Auch steuern viele Menschen aus der Ukraine und aus Weißrussland seinen Kanal an, sagte er. Derzeit agiert er mit einem 23-köpfigen Team aus Israel. Sie alle können von den Videos auf Youtube inklusive Spenden leben.

In Russland würde man sich derzeit wie ein "Drogendealer", der ständig auf der Hut sein muss, fühlen, wenn man gegen den Krieg auftrete. Es sei daher prinzipiell schwer zu sagen, wie groß der Anteil der Bevölkerung ist, der nicht hinter Kremlchef Wladimir Putin steht. Katz glaubt jedoch, dass rund 90 Prozent der russischen Bevölkerung verstehen, dass es "Blödsinn" sei, was über die offiziellen Kanäle vermittelt werde.

Die Situation derzeit sei gefährlich, denn Putin könne den Krieg offenbar nicht so einfach gewinnen, aber akzeptiere auch keine Niederlage. Dass auch nukleare Waffen eine Rolle spielen könnten, sei "nicht unmöglich". Denn vor dem Krieg habe auch niemand gedacht, dass Putin diesen wirklich starten würde. Auch die jüngst angekündigte Teilmobilisierung galt lange Zeit als undenkbar. Er traue Putin mittlerweile vieles zu, denn der russische Präsident sei "verrückt", sagte der Youtuber.

Zur Person

Maxim Katz wurde am 23. Dezember 1984 in Moskau geboren und wuchs in Israel auf. 2017 kehrte er nach Russland zurück, wo er zeitweise politisch tätig war. Vergangenen Sommer hat er Russland verlassen.

>> Sein Youtube-Kanal

(APA)

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