TU Graz

Studie belegt: US-Republikaner twittern am liebsten dubiose Quellen

Das Gefühl, dass zunehmend Politiker Twitter-Beiträge aus dubiosen Quellen teilen, wollte die Studien-Autorin Jana Lasser genauer untersuchen und untersuchte dafür 3,4 Millionen Tweets.

Was das Verbreiten von Fake News und Fehlinformationen zur Folge haben kann, lässt sich aktuell deutlich erkennen. Sei es die Pandemie oder der Ukraine-Krieg - es ist eine Bedrohung für den Zusammenhalt in Demokratien. Eine Studie der TU Graz, gemeinsam mit der Universität Bristol, beschäftigt sich nun mit den Fragen, welche Rolle dabei politische Vertreter auf Sozialen Netzwerken spielen und inwiefern die politische Ausrichtung Einfluss auf die Wahl der Quellen hat. Schon vorab: Der Studie zufolge verbreiten republikanische Mitglieder des US-Kongresses auf Twitter zunehmend Links zu Webseiten, die als nicht vertrauenswürdig eingestuft sind.

Erstautorin der aktuellen Studie ist die Physikerin und Komplexitätsforscherin Jana Lasser vom Institut für interaktive Systeme und Datenwissenschaften der TU Graz. "Der Anteil an unglaubwürdigen Informationen, die Politiker und Politikerinnen in sozialen Medien teilen, nimmt gefühlt zu. Dieses Gefühl wollten wir mit Zahlen belegen und haben dafür rund 3,4 Millionen Original-Tweets von Politikerinnen und Politikern aus den USA, Großbritannien und Deutschland ausgewertet", schilderte die Forscherin, die als Post-Doc an der TU Graz arbeitet.

Die Ergebnisse der Studie "Social media sharing of low quality news sources by political elites", bei der Tweets aus dem Zeitraum 2016 bis 2022 ausgewertet wurden, wurde in der aktuellen Ausgabe von "PNAS Nexus" veröffentlicht. In der Studie kristallisierte sich heraus, dass insbesondere Mitglieder der Republikanischen Partei im US-Kongress zunehmend Nachrichten aus unseriösen Quellen teilen. Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem in den USA Midterm-Wahlen anstehen, deren Wahlwerbung sich zu einem großen Teil auf Social-Media-Plattformen abspielt.

Die Forschenden aus Graz und Bristol haben herausgefunden, dass sich der Anteil der von Republikanerinnen und Republikanern geposteten Links zu nicht vertrauenswürdigen Websites zwischen 2016 bis 2018 und 2020 bis 2022 mehr als verdoppelt hat - von 2,4 auf 5,5 Prozent. "Generell teilen Mitglieder von Parteien in der rechten Hälfte des politischen Spektrums in allen untersuchten Ländern mehr solcher Links - aber nur bei Republikanerinnen und Republikanern ist diese deutliche Zunahme zu beobachten. In den anderen Ländern bleibt der Anteil stabil", erklärte Lasser.

Republikaner haben die Nase vorne

Republikanische Kongressabgeordnete posten laut Studie rund neun Mal so viele hinterfragenswürdige Links wie Abgeordnete der Demokraten, bei denen 0,4 Prozent der in Tweets enthaltenen Links auf nicht glaubwürdige Seiten leiten. In Europa verlinkten die Parlamentarier seltener wenig verlässliche Seiten: Bei den Konservativen waren 0,25 Prozent der Links, die von den britischen Tories geteilt wurden, und 0,18 Prozent der Links, die von Abgeordneten der deutschen CDU/CSU geteilt wurden, nicht vertrauenswürdig. Die Quellenauswahl für Twitter-Postings der deutschen AfD würde allerdings jener der republikanischen Abgeordneten ähneln.

Konkret wurden 1,7 Mio. Tweets von Mitgliedern des US-Kongresses, 960.000 Tweets von britischen und 750.000 Tweets von deutschen Parlamentsabgeordneten ausgewertet. Die darin enthaltenen Links wurden mit einer Datenbank des Unternehmens NewsGuard verglichen, die die Glaubwürdigkeit und Transparenz von Nachrichten-Websites anhand journalistischer Kriterien bewertet und relevante Details über die Eigentumsverhältnisse, die Finanzierung, die Glaubwürdigkeit und die Transparenzpraktiken der Website ermittelt.

Eine wiederholte Analyse mit einer zweiten, vergleichbaren Datenbank habe zu sehr ähnlichen Ergebnissen geführt. Bei solchen Analysen ist es wichtig, verschiedene Einschätzungen heranzuziehen, um Verzerrungen oder Parteilichkeit auszuschließen, sagte Lasser.

Quellen immer hinterfragen

Die Studienautoren betonten, dass es wichtig sei, von Politikern geteilte Informationen - trotz ihres hohen gesellschaftlichen Ansehens - kritisch aufzunehmen und die Quellen zu hinterfragen. "Politiker und Politikerinnen sind Teil der Bildungselite, ihr Verhalten ist eine Art Kompass, was gesellschaftlich akzeptabel ist und was nicht. Wenn Menschen in der Politik vermehrt Fehlinformationen oder Nachrichten aus wenig vertrauenswürdigen Quellen posten, dann halte ich das für sehr problematisch", hielt dazu Stephan Lewandowsky von der Universität Bristol fest.

(APA)

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