Was ist der Preis dafür, das Schweigen über die Menschenrechtsverletzungen Chinas an den Uiguren und anderen muslimischen Minderheiten zu brechen? Die Kasachin Sayragul Sauytbay weiß es. Und auch, was in den chinesischen Umerziehungslagern in der Provinz Xinjiang vor sich geht. Sie war selbst in einem inhaftiert.
Wien/Xinjiang. Sie stand vor 56 seelenlosen Hüllen. Die Füße mit Ketten verbunden, die Haare abgeschoren. Hellblaue Uniformen, „mittelschwere Verbrechen“ also, die Haut totenbleich, blaue Flecken, rote Schrammen, offene Wunden. In den Gesichtern blanke Angst, in den Augen jeglicher Funke Hoffnung erloschen. „Wir sind bereit“, riefen sie ihr gehorsam entgegen. Bereit für den Unterricht, den Sayragul Sauytbay vor ihren Mitgefangenen hielt. Täglich brachte sie ihnen die chinesische Sprache näher, chinesische Bräuche und Traditionen, die Parteilinie der Kommunistischen Partei Chinas, Parteilieder und die Nationalhymne.