Soziale Medien

Video soll mutmaßlichen Thermit-Bomben-Angriff auf ukrainisches Dorf zeigen

Ein Video von leuchtenden Punkten, die auf einen Ort in der Ukraine regnen, wird im Internet diskutiert - und vom ukrainischen Verteidigungsministerium geteilt. Über den Ort und die Art der Munition ist man sich einig. Wer das Video wann aufgenommen hat, bleibt allerdings unklar.

Mit Videos aus Kriegsgebieten ist es oft so eine Sache: Welchen Zweck verfolgen sie, wer hat sie aufgenommen - und wann? Aufgrund seiner beeindruckenden - geradezu surrealen - Szenerie hat es dieser Tage ein Video von einem angeblichen Brandbomben-Angriff Russlands auf das ukrainische Dorf Ozerne in der Region Donezk in die Schlagzeilen geschafft, bzw. wurden die Bilder davon in sozialen Medien tausendfach geteilt.

Die Bilder gleichen einer Art Feuerwerk, die leuchtenden Punkte sinken langsam zu Boden. In einem der vielen Tweets zu dem Video schreibt der ukrainische Abgeordnete Roman Hryshchuk: „Dorf Ozerne, Region Donezk. Ukraine. Das ist schrecklich“. Das Datum der Aufnahmen konnte auch Hryshchuk nicht bestätigen, allerdings dürfte es sich - nach Abgleich der Bildern des Dorfes mit Google Maps - tatsächlich um Ozerne handeln. Die Stadt Ozerne wurde Berichten zufolge am 4. September von ukrainischen Bodentruppen befreit.

Das Video hat später auch der Twitter-Account des ukrainischen Verteidigungsministerium gepostet. Wer es zusammengestellt hat - inklusive dramatischer Musik - ist allerdings immer noch unklar. Dementsprechend gibt es auch keinen eindeutigen Beleg, welche Seite des Krieges die Brandbomben eingesetzt hat.

Viele Fragen ungeklärt

Viel wird über die Art der Bomben spekuliert. Bei Experten herrscht in einigen internationalen Medien Konsens, dass es sich dabei um Bomben mit dem Brennstoff Thermit handeln dürfte. Marina Miron vom King's College in London erklärte der Zeitung „Newsweek“, dass es sich dabei um eine Mischung aus Metallpulver und Metalloxid handle, die in Konflikten in der Vergangenheit immer wieder zum Einsatz kam. "Sowohl die Ukraine als auch Russland verfügen über Brandraketen", so Miron.

Diese Waffen wurden in der Sowjetunion entwickelt, so Miron, "sie sind also keineswegs neu.“ Thermit wird seit dem Zweiten Weltkrieg eingesetzt, um Artilleriegeschütze ohne Sprengstoff außer Gefecht zu setzen. Der Einsatz des Stoffes ist auch nicht explizit verboten, allerdings im Protokoll II des Übereinkommens über den Einsatz bestimmter konventioneller Waffen (CCW) klar auf militärische Ziele beschränkt. 

"Natürlich können wir ableiten, dass es für die Russen Sinn machen würde, sie in diesem Fall einzusetzen, aber offenbar wurde diese Munition auch in der Stadt Donezk am 23. Juli 2022 verwendet. Ob eine der beiden Seiten sie in den von ihr kontrollierten Gebieten einsetzen würde, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen", sagte Miron.

Die Nachrichtenseite watson.ch beschreibt die Brandbomben etwas detaillierter. Es handle sich um russische „9M22C“, das seien wiederum 122-mm-Raketen mit Brandsatz, die von einem Lkw abgefeuert werden. Der Brand-Gefechtskopf bestehe dabei aus 180 Brandbomben, die mit einem „Thermit-ähnlichen Gemisch“ gefüllt sind. Thermit brenne mit einer Temperatur von rund 2400 Grad Celsius und könne somit auch Stahl oder Beton bezwingen.

>> Der Artikel der „Newsweek"

>> Der Artikel auf „watson.ch"

(Red.)

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