Papst: "Christen sind am stärksten verfolgte Religion"

Papst Benedikt Christenverfolgung
Papst Benedikt Christenverfolgung(c) EPA (Maurizio Brambatti)
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Am gefährlichsten sei die Lage im Nahen Osten, aber auch in Europa würden Christen diskriminiert, warnt Benedikt XVI. in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag. Europa müsse sich mit dem Christentum "wiederversöhnen".

"Die Christen sind gegenwärtig die Religionsgruppe, die die meisten Verfolgungen aufgrund ihres Glaubens erleidet": Dies sagt der Papst in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag am 1. Jänner 2011, die am Donnerstag vom Vatikan auszugsweise veröffentlicht wurde. Unter dem Titel "Religiöse Freiheit, der Weg zum Frieden" richtet sich Benedikt XVI. an alle Staaten der Welt, mit denen der Heilige Stuhl Kontakte unterhält.

Religionsfreiheit gehöre zur Menschenwürde und sei Ausgangspunkt moralischer Freiheit, betonte Benedikt XVI. mit Rückblick auf ein Jahr, das "von Verfolgung, Diskriminierung, schrecklichen Gewalttaten und religiöser Intoleranz" geprägt war. Explizit nennt das katholische Kirchenoberhaupt hier die letzte Gewaltserie gegen Christen im Irak, darunter den "niederträchtigen Angriff" auf die syrisch-katholische Kathedrale in Bagdad vom 31. Oktober, bei dem zwei Priester und über fünfzig Gläubige getötet wurden.

Europa mit Christentum "wiederversöhnen"

Doch auch "lautlosere und raffiniertere Formen von Vorurteil und Widerstand gegen die Gläubigen und gegen religiöse Symbole" prangert Benedikt an. Sie machten Pluralismus unmöglich und schnitten junge Generationen vom wertvollen geistigen Erbe ihrer Länder ab. Europa müsse Vorurteile und Feindschaft gegenüber Christen bekämpfen und sich mit seinen eigenen christlichen Wurzeln "wiederversöhnen", so Benedikt.

Andere Brennpunkte religiöser Verfolgung, die der Papst nennt, sind Asien, Afrika, der Nahe Osten und insbesondere das Heilige Land. Allen Verfolgten drückt der Papst hier seine Solidarität und spirituelle Nähe aus, zugleich erneuert er seinen Appell an die Verantwortlichen, schnell zu handeln, um jeden Übergriff auf Christen in diesen Gebieten zu beenden. Solche Angriffe auf die Religionsfreiheit seien eine "Beleidigung Gottes und der Menschenwürde", "Bedrohung für Sicherheit und Frieden" und stünden einer ganzheitlichen Entwicklung des Menschen im Wege, da sie die Sicht des Menschen verkürzten.

"Religion nicht instrumentalisieren"

Dauerhafte ethische Werte könnten nur in der spirituellen Dimension des Menschlichen gefunden werden, und hier liege auch der Ausgangspunkt für eine gerechte Gesellschaft: Die Achtung der Religionsfreiheit sei der "Lackmustest" für die Achtung aller weiteren Menschenrechte, betonte Benedikt mit Verweis auf ein Wort seines Vorgängers Papst Johannes Paul II.

Scharf verurteilte Benedikt XVI. "Fanatismus, Fundamentalismus" und Verstöße gegen die Menschenrechte "im Namen der Religion", die auf Umsturz, persönlichen Machterhalt oder Bereicherung abzielen: "Das Bekenntnis einer Religion darf nicht instrumentalisiert noch mit Gewalt aufgezwungen werden", warnt der Papst. Nicht minder entschieden lehnt der Papst "alle Formen der Religionsfeindlichkeit" und Laizismus ab. Gesetze und Institutionen der Gesellschaft dürften "nicht so gestaltet sein, dass sie die religiöse Dimension der Bürger nicht beachten oder gänzlich von ihr absehen" und so die Hintertür für die Vorherrschaft von "Götzen" und "relativen Gütern" offen stehen lassen.

(APA)

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