Fridays for Future

Klimastreik: "Soziale Kälte abwenden, globale Hitze verhindern"

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Energie, Kraftwerke, Klimagerechtigkeit: Diese Themen stehen im Mittelpunkt des Klimastreiks von Fridays for Future, die am Freitag in sieben österreichischen Städten stattfinden.

Sie schreien mit aller Kraft, trotzdem gehen die hellen, noch nicht erwachsenen Stimmen im Trubel fast unter. Dabei haben sich die kaum älter als 13 Jahre alten Mädchen mit ihrem Banner ganz vorne eingereiht im langen Demozug des Klimastreiks, der am Freitagnachmittag über den Wiener Ring zog.  „Unsere Stimme, unsere Zukunft“ steht darauf – als Metapher trifft es wohl zu: Zum zehnten Mal innerhalb haben die Aktivisten von Fridays for Future zum weltweiten Protest aufgerufen – ihre Anliegen wie die Einhaltung des 1,5-Grad Ziels sind noch lange nicht erhört.

Das merkte man auch zu Beginn der Demo, als sich der Zug aus - nach Angaben der Organisatoren - 12.000 Menschen von Wien-Mitte in Bewegung setzte. Dramatische Hip-Hop- Musik dröhnt aus Boxen: „Wir sind das jüngste Gericht“ singt der deutsche Musiker Courtier. Von der Feierlaune vergangener Demos ist noch wenig zu spüren. 

Zum dritten Mal sei sie nun bei dem Klimastreik dabei, sagt eine Teilnehmerin. Ob sie wirklich etwas ausrichten könne, weiß sie nicht. „Aber es ist trotzdem wichtig, für unsere Zukunft auf die Straße zu gehen.“ Und vielleicht würden die Politiker sie ja hören, „wenn wir laut genug sind“.

WELTWEITER KLIMASTREIK FRIDAYS FOR FUTURE: KUNDGEBUNG IN WIEN
WELTWEITER KLIMASTREIK FRIDAYS FOR FUTURE: KUNDGEBUNG IN WIENAPA/KLAUS TITZER

Rund um den Globus haben mehr als 540 „Fridays for Future"-Gruppen  Proteste organisiert, in Österreich sieben (Graz, Salzburg, Linz, St. Pölten, Klagenfurt, Innsbruck und Wien). In ganz Österreich wurde die Teilnehmerzahl auf 20.000 geschätzt.

Getragen werden die Kundgebungen mittlerweile nicht nur von Schülern und Studenten, sondern auch von Unterstützern aller Alters- und Berufsgruppen, allein in Wien von mehr als 100 Organisationen. Mit dabei sind vor allem auch Wissenschaftler, insbesondere jene, die sich intensiv mit der Erhitzung der Atmosphäre beschäftigen. Sie üben scharfe Kritik.

Und die geht in die Details. So meint etwa Daniel Huppmann, Wissenschaftler am Institut für Angewandte Systemanalysen (IIASA) und Co-Autor des 1.5°C-Berichts des Weltklimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), dass CO2-Emissionen in Österreich heute höher seien als bei seiner Geburt.

Und weiter: „Trotz des hohen Anteils der Wasserkraft werden heute noch immer zwei Drittel des Energiebedarfs in Österreich durch importierte fossile Energieträger gedeckt.“ Huppmann meint, dass „die Auswirkungen der Erderhitzung bereits heute“ sichtbar seien. Er fordert, wie Fridays for Future“, insgesamt verbindliche und wirksame Maßnahmen.

FFF-Sprecherin Klara König: „Klimaschutz zu blockieren, ist ein lautes Nein zu Frieden und Energiesicherheit. Wir brauchen in Österreich endlich einen Plan.“ Sie kritisiert insbesondere die ÖVP scharf, die „das Klimaschutzgesetz und den Ausbau von Windkraft in Tirol, Oberösterreich und Niederösterreich blockiert und uns somit in der grausamen Abhängigkeit von Putin und weiteren Autokraten hält.“ Sie fordert außerdem eine „Energiegrundsicherung“, um die jüngsten Teuerungen bei Strom und Gas abzufedern. Die Aufrufe, mit Energie sparsam umzugehen, befürwortet König grundsätzlich, allerdings „darf dabei nicht der Eindruck entstehen, dass die Lösung des Problems allein eine Angelegenheit von Konsumenten ist."

„4300 Hitzetote seit 2013"

Martin Schenk, stellvertretender Direktor der Diakonie Österreich und Mitbegründer der „Armutskonferenz“, streicht die soziale und gesundheitliche Dimension des heißer werdenden Klimas heraus. Es beginne mit der Gefährdung der pflegebedürftigen und älteren Menschen, hin bis zu Kindern und Personen mit Herz- und Kreislaufbeschwerden, die an den hohen Temperaturen leiden. „Und seit 2013 sind 4000 Menschen durch Hitze gestorben,“ so der Sozialexperte.

Schenk streicht zudem die Klimagerechtigkeit im lokalen wie im globalen Kontext heraus: „Die Klimakrise verursachen auch nicht alle gleich“, so Schenk weiter. „Die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung verbrauchen viermal mehr an Ressourcen und Energie als die ärmsten zehn Prozent. Und sie tragen doppelt so viel zur Klimakrise bei wie die Mitte in Österreich. Die drohende Klimakatastrophe trifft also Arme stärker als Reiche, gleichzeitig aber verursachen die Reichsten im Land die meisten Treibhausgase. Beide Tatsachen machen klar, dass Klimaschutz nur dann erfolgreich sein wird, wenn er nicht sozial blind ist. Soziale Kälte abwenden, globale Hitze verhindern - darum geht es,“ so Martin Schenk.

In Innsbruck wiederum liegt der derzeitige Schwerpunkt verstärkt auf den Ausbauplänen des Kraftwerks Kaunertal und insgesamt auf dem Schutz der noch frei fließenden Flussstrecken. Es brauche eine natur- und umweltverträgliche Energiewende mit einem Schwerpunkt auf Windräder, Photovoltaik und Sonnenkollektoren.

>> IPCC-Bericht „Global Warming of  1.5o C

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