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Immobilien-Proptechs: Die jungen Wilden

Alles digital: Diesem Motto folgen die jungen Proptech-Unternehmen, die die Immobilienbranche umkrempeln wollen.
Alles digital: Diesem Motto folgen die jungen Proptech-Unternehmen, die die Immobilienbranche umkrempeln wollen. Getty Images/iStockphoto
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Virtuelle Wohnungsbesichtigungen, künstliche Intelligenz für Gebäude: Eine neue Start-up-Generation führt die Immobilienwirtschaft in die Welt der digitalen Möglichkeiten ein.

Mit bewegten Bildern Wohnungsbesichtigungen bequem vom Bildschirm aus durchzuführen sei die Zukunft der Immobilienvermarktung, gibt sich David Neubauer, Co-Founder des Proptechs Zackplan, überzeugt: „Wir arbeiten seit vier Jahren an diesem Projekt und sind im vergangenen Jahr mit unserer Software auf den Markt gegangen.“ Das junge Unternehmen erstellt 3-D-Grundrisse sowie fotorealistische Rundgänge und Architektur-Visualisierungen. „Unser System basiert auf künstlicher Intelligenz“, erläutert Neubau

er. „Das hat den Vorteil, dass wir nicht outsourcen müssen, wodurch die Kommunikationswege kürzer sind und die Abwicklung schneller durchgeführt werden kann.“ Die KI erkenne Grundrisselemente und visualisiere dann automatisch die Immobilienobjekte. „Gerade virtuelle 3-D-Touren eröffnen neue Aspekte der Vermarktung“, konstatiert Neubauer. „Sie ermöglichen es, sich ein realistisches Bild von einer Immobilie zu machen, ohne vor Ort sein zu müssen.“

Vernetzt mit der Branche

Sie tüfteln, testen und terminieren. Rund um die Immobilienwirtschaft treiben die visionären Ideen sogenannter Proptech-Unternehmen die Digitalisierung der Branche voran. Während sie mit technischen Raffinessen begeistern, helfen ihre Innovationen gleichzeitig, die ökologischen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen.

„Um der jungen Branche eine Möglichkeit zur Vernetzung mit den Entscheidungsträgern der Immobilienwirtschaft zu bieten, haben wir 2017 die Apti – die Austrian Proptech Initiative – gegründet“, erzählt Vereinsvorstand Ferdinand Dietrich. „Unser Ziel ist, die Innovationskraft, Wettbewerbsfähigkeit und Sichtbarkeit der Proptech-Szene zu fördern und so die Digitalisierung der österreichischen Immobilienwirtschaft voranzutreiben.“ Rund 100 Mitglieder tauschen sich bereits auf organisierten Events über Trends und Innovationen aus.

Neben dem alljährlich stattfindenden internationalen Branchentreff Proptech Vienna kürt die Initiative am kommenden Donnerstag bereits zum vierten Mal die innovativsten Start-ups der Branche, die von einer Jury in sechs Kategorien ermittelt werden. Und um einen der begehrten Apti Awards bewirbt sich eben auch Zackplan, das in der Kategorie Digital Real Estate Marketing antritt.

Energieeffizienz neu gedacht

Die Energieeffizienz von Gebäuden auf ganz neue Beine stellen möchte Aedifion, das beim Bewerb in der Kategorie Sustainability ins Rennen geht. Das deutsche Start-up hat eine digitale Lösung konzipiert, mit der sich einfach und effizient Energie, CO2 und Betriebskosten einsparen lassen. Um die ökologischen Herausforderungen zu bewältigen und eine stabile Grundlage für die schnellen Veränderungen zu schaffen, sei die Nutzung von Daten eine essenzielle Vorgabe, betont CEO Johannes Fütterer: „Vor allem die CO2-Reduktion beginnt mit einer effizienten Datenerfassung und einer zielgerichteten Analyse und Optimierung der bestehenden Anlagentechnik“, erläutert er.

„Mit dem Plug-and-Play-Ansatz unserer Cloud-Plattform wird der technische Gebäudebetrieb automatisiert, analysiert und konstant optimiert. Inzwischen können wir den kompletten Prozess der Betriebsoptimierung von der Datenerhebung über die KI-basierte Analyse bis hin zur autonomen Betriebsoptimierung abbilden.“ Die größte Herausforderung bei dem Projekt sei es gewesen, Einzelsysteme und Insellösungen aufzubrechen, zusammenzuführen und eine Konnektivität zwischen den Systemen herzustellen. Mit der Cloud-Plattform sei dies aber nun möglich. „Wir bilden einen zentralen Datenpool mit offenen Schnittstellen, sodass wir andere Systeme integrieren, aber auch selbst in andere Systeme integriert werden können“, erläutert Fütterer. Dadurch biete Aedifion eine zentrale Plattform für alle Aspekte eines effizienten Gebäudebetriebs.

Auf einem dezidierten Zukunftsmarkt ist das Wiener Start-up Payuca unterwegs. Dieses hat sich auf den Bereich E-Mobility spezialisiert und dabei die Ladeinfrastruktur in den Garagen von Wohnanlagen ins Visier genommen. Sobald die Elektromobilität erst einmal Fahrt aufnimmt, werde es an den Ladepunkten im öffentlichen Raum sehr schnell zu Engpässen kommen, gibt man sich in dem jungen Unternehmen überzeugt. Daher werde früher oder später kein Weg daran vorbeiführen, entsprechende Ladepunkte auch in den Garagen von Mehrparteienhäusern zu installieren.

Persönliche Stromtankstelle

Payuca, das dabei auf seine Erfahrungen bei der Bewirtschaftung von freien Plätzen in Tiefgaragen, Wohn- und Bürogebäuden zurückgreifen kann, hat dafür ein Smart-Charging-Konzept entwickelt, das Abhilfe schaffen soll. „E-Ladestationen in heimischen Mietwohnungen sind ein Key Player in der Mobilitätswende“, ist Co-CEO Wolfgang Wegmayer überzeugt. „Mehrparteienhäuser sind aber bisher ein blinder Fleck im Angebot. Deshalb haben wir unser Portfolio um ein Ladestationen-Service für Garagen in Mietwohnhäusern erweitert und bieten Wallboxen im Abo-Modell am eigenen Garagenstellplatz an.“ Als Vorteile der persönlichen Stromtankstelle streicht Wegmayer die zeitliche Flexibilität, Ungebundenheit und permanente Verfügbarkeit heraus.

APTI AWARDS

Die Apti Proptech Initiative ist eine Plattform, die es sich zum Ziel gesetzt hat, aufstrebende Start-ups mit Entscheidungsträgern in der Immobilienwirtschaft, in Hochschulen sowie Politik und mit Investoren zu vernetzen. Die Plattform ist zudem Organisatorin der sogenannten Apti Awards, die heuer zum vierten Mal ausgerichtet wurden und in einem öffentlichen Pitch der Finalisten um den Sieg in den jeweiligen Kategorien gipfeln.

Der Final Pitch der heurigen Austragung fand am Donnerstag, 29. September, im Hotel Andaz Belvedere in Wien statt. Die Presse ist Kooperationspartner der Austragung.www.apti.at/apti-award

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2022)

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